Ruderachter aus der Ukraine und den USA zu Gast beim LRV Berlin
Im Sport geht es nicht nur um Siege, Titel und Medaillen. Hilfe in schwierigen Zeiten ist ebenso selbstverständlich. Das erlebt der Ruderachter aus der Ukraine in diesen Tagen. Das Team war zu Beginn des russischen Angriffskrieges im Trainingslager in der Türkei und seit dem nicht mehr in der Heimat. Nach Aufenthalten in Kroatien und Bulgarien auf Einladung der Landesruderverbände reiste es zur Ruder-WM nach Racice in Tschechien, kam dort im B-Finale auf Platz 6.
Jetzt war es für einige Tage gemeinsam mit dem-Achter aus den USA – dem WM-Vierten – beim Landesruderverband Berlin zu Gast. Im Ruderzentrum am Hohenzollernkanal konnten sich beide Mannschaften auf den SH Netz Cup Ende September auf dem Nord-Ostsee-Kanal in Rendsburg vorbereiten. Natürlich blieb auch Zeit, um die Stadt zu erkunden. Außerdem wurden sie vom Landesruderverband zu einem kleinen Empfang beim Berliner Ruder-Club (BRC) eingeladen. LRV-Präsident Karsten Finger, Vizepräsident Thomas Haun und BRC-Vorsitzender Ralf Korge führten sie durch das historische Ambiente am Kleinen Wannsee, wo seit über 100 Jahren Olympiasieger, Welt- und Europameister trainieren und im letzten Jahr ein neuer und größerer Indoor-Trainingsbereich eingeweiht wurde. Sprachprobleme gab es nicht. Thomas Gäbel, Leiter der Ruder-Abteilung Tiefwerder in der Turngemeinde in Berlin 1848 e. V., spricht gut Russisch und übersetzte.
Inzwischen liegt das „härteste Achterrennen der Welt" in Rendsburg hinter ihnen. Die USA erkämpfte Platz 1. Der Ukraine-Achter, der eine Zusammensetzung aus einem Doppelvierer und einem Riemenvierer war, kam auf Platz 3 – hinter Vizeweltmeister Niederlande und vor dem Deutschlandachter. Die Ukrainer fuhren in einem Empacher. Sie hatten das-Boot von chinesischen Ruderern übernommen und in Berlin erstmals ausprobiert. Weil sie keinen Steuermann hatten, saß übrigens Larina Hillemann von der Lübecker Ruder-Gesellschaft von 1885 e. V. mit im Boot. Sie ist normalerweise Steuerfrau des deutschen Frauen-Achters und hatte das Team beim Training in Berlin kennengelernt.
Für die ukrainischen Ruderer war von Rendsburg aus die Heimfahrt geplant. Einer von ihnen wohnt zum Beispiel fünf Kilometer von dem umkämpften Atomkraftwerk in Saporischschja entfernt. Das Risiko, nicht wieder ausreisen zu dürfen, besteht nicht, berichteten sie. Ukrainischen Spitzensportlern sei die Ausreise für Wettkämpfe gestattet. Als nächstes wollen die Ruderer bei der berühmten Head of the Charles Regatta in Boston Ende Oktober starten.
Angela Baufeld
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