WM-Bilanz: Zehn Berliner mit zweimal Gold und fünfmal Bronze!
Am Sonntag ging auf dem Lake Karapiro im neuseeländischen Hamilton mit dem vierten Finaltag eine in Sachen Resonanz und Organisation glanzvolle Ruderweltmeisterschaft zu Ende. Aus deutscher Sicht war es der letzte der beste Auftritt – was sowohl für den gesamten Wettkampftag als auch die Rennen an sich gilt. Denn im 27. Endlauf der Titelkämpfe, die traditionell mit dem Männer-Achter beschlossen wurden, setzte der Deutschland-Achter seine grandiose Siegesserie fort.
Seit dem desaströsen Auftritt bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking mit dem achten und letzten Platz und der folgenden Neuaufstellung der Crew ist das Großboot auf der 2000-Meter-Strecke ungeschlagen – und das blieb auch auf dem Lake Karapiro so.
Gesteuert vom Berliner Martin Sauer (Berliner RC) fuhr die von Ralf Holtmeyer trainierte Besatzung einen ungefährdeten Start-Ziel-Erfolg mit 0,62 Sekunden Vorsprung vor Großbritannien und 2,12 Sekunden vor Australien heraus. Nach 500 Metern hatte das DRV-Paradeboot, das seinen WM-Titel aus dem Vorjahr verteidigte, 0,64 s Vorsprung vor Australien, nach 1500 Metern durfte mit Briten, den Aussies und den Niederländern noch ein Verfolger-Trio auf Gold hoffen. Doch auch im Endspurt gaben sich Sauer, Schlagmann Sebastian Schmidt und Co. keine Blöße.„Germany remained cool, calm and in control“, ruhig und kontrolliert, heißt es im Race-Report auf der Webseite des Weltverbandes FISA. Und so endete das Königsrennen mit „German eight splendour“, dem erhofften goldenen Glanz.
Der allerdings blieb der einzige für den DRV in den 14 olympischen Bootsklasse, in denen ansonsten nur noch einmal Silber durch die beiden Frauen-Boote im Leichtgewichts-Doppelzweier und Doppelvierer mit den drei Berlinerinnen Britta Oppelt (Rvg. HellasTitania), Tina Manker und Julia Richter (beide RK am Wannsee) gewonnen wurde.Überzeugen konnten die deutschen Ruderer vor allem bei den Leichtgewichten, die gleich viermal Gold und je einmal Silber und Bronze holten (wobei auch hier nur die Silberne „olympisch“ ist) und den DRV damit auf den zweiten Rang der Nationenwertung hievten. 5-1-3 hieß am Ende die Medaillenbilanz, besser waren nur die Briten (5-5-1). Cheftrainer Hartmut Buschbacher zog denn auch ein gemischtes Sowohl-als-auch-Resümee mit positivem Ausblick in die Zukunft. „Die Leichtgewichte haben gezeigt, wozu wir fähig sind. Im olympischen Bereich können wir mit der Medaillenausbeute nicht zufrieden sein, aber der Weg stimmt.“ Nicht überall sei die gewachsene Leistungsstärke zum Tragen gekommen,doch kadermäßig sieht Buschbacher den DRV gut aufgestellt. Ein Problem freilich gebe es seit längerem im Frauen-Riemenbereich. Hier müsse über Sondermaßnahmen nachgedacht werden, um mit Blick auf Olympia 2012 nochmal einen Push zu geben.Trainingskonzept, die Mitarbeit von Trainern und Athleten hob der Cheftrainer ausdrücklich hervor.
Berlins Abschneiden bei der WM hatte – das darf klar festgestellt werden– deutlich mehr Lichtblicke als Schatten. Zehn Aktive gingen in acht Booten an den Start, sechs kehren mit Medaillen nach Hause zurück. Zwei von diesen sechs durften sich als Weltmeister feiern lassen – neben dem genannten Martin Sauer war das Leichtgewicht Linus Lichtschlag (RK am Wannsee), der das enttäuschende A-Final-Aus im Doppelzweier (wo er jüngst in Portugal Europameister wurde) bei seinem zweiten WM-Start im Doppelvierer mit Gold überzeugend kompensierte. Bronze hatte schon am Freitag der Frauen-Doppelvierer mit Schlagfrau Julia Richter, Tina Manker (beide RK am Wannsee) und Britta Oppelt (Rvg. HellasTitania) als Berliner Triumvirat gewonnen. Und am Auftakttag durfte der Handicap-Vierer mit, in dem mit Martin Lossau (RC Tegelort) und Steuerfrau Katrin Splitt (BRC Hevella) ebenfalls zwei Hauptstadt-Aktive saßen, ebenfalls Bronze feiern. An Lichtschlags Vierer-Gold und am dritten Rang der Handicaps waren zudem mit Sven Ueck und Thomas Böhme auch Berliner Trainer methodisch entscheidend mitbeteiligt.
Von Lichtschlags Zweier-Auftritt abgesehen, für den sich der 22-jährige Student und sein Partner Lars Hartig im übrigen mit einem klaren Sieg im B-Finale rehabilitierten, waren auch die übrigen WM-Vorstellungen der Berliner Aktiven durchaus respektabel.Sophie Dunsing (SV Energie) schaffte zwar im starken Einer-Feld den Einzug unter die sechs A-Final-Skullerinnen nicht, zeigte aber im B-Finale, dass sie Potenzial für die Zukunft und ihre Möglichkeiten noch lange nicht ausgereizt hat. Mit 7 Hundertstel Vorsprung hielt sie die Chinesin Jungli Duan nieder und gewann das Rennen mit einer schnelleren Zeit als die spätere Weltmeisterin Frida Svensson (Schweden). Nach EM-Platz 8 nun WM-Rang 7 – weiter so, Sophie!
Dass Vorjahres-Weltmeiste rEric Knittel (Berliner RC) mit Partner Stephan Krüger (Rostock) nach schwieriger Saison mit wenigen Rennen, aber umso mehr Verletzungspausen, im Doppelzweier im A-Finale stand, war bereits ein Erfolg und keine Selbstverständlichkeit. Dort hatten die beiden kräftemäßig nichts mehr zusetzen und konnten vom Start weg nie vorn eingreifen. Mit klarem Abstand nach vorn und auf die Medaillen wurden sie Sechste. Auf Platz 5 kam im Zweier ohne Andreas Kuffner (Berlner RC) mit Eric Johannesen (Bergedorf), eine Crew, die erst im USA-Trainingscamp vor der WM neu zusammengestellt worden war, und sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten gut schlug. Für sie gilt ähnliches wie für Knittel/Krüger – im kommenden Jahr wird unter den hoffentlich besseren Umständen, was Formaufbau und Verletzungen betrifft, neu angegriffen.
Buschbachers Vorgabe hat denn auch für sie besondere Bedeutung: „Wir müssen noch mehr Aufmerksamkeit, mehr Energie in die Kleinboote investieren. Die Grundleistungen sind hier zumTeil zu gering. Nötig sind Stehvermögen, Wettkampfhärte, Endspurtfähigkeit, die Mobilsation bei den letzten zehn Schlägen. Da gibt es Reserven. Über die Leistung in den Kleinbooten müssen wir alle anderen stark machen.“
Jetzt ist aber der Zeitpunkt zum Feiern: Wir gratulieren den Aktiven, den Betreuern und den Berliner Heimatvereinen zu den "Edelmetallen" und den weiteren hervorragenden Leistungen !!!