Ruder-Olympiasieger von 1960, Hans Lenk,geboren in Berlin, feiert seinen 85. Geburtstag

Er war im Jahre 2010 der erste Ethikpreisträger des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und er ist der erste Philosoph seit der Antike, der Olympiasieger wurde: Prof. Dr. Hans Lenk vollendet am 23. März, sein 85. Lebensjahr. Der heute im badischen Kurort Waldbronn im Landkreis Karlsruhe lebende Philosoph gehörte bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom zum berühmten Deutschland-Achter, dessen Gewinn der Goldmedaille sich am 3. September 2020 zum 60. Male jährt.

Hans Lenk wurde in Berlin geboren und verbrachte seine Kindheit ab 1936 im schleswig- holsteinischen Ratzeburg, wo er bald als Schüler im 1953 u.a. von „Ruderprofessor“ Karl Adam (1912-1976) gegründeten Ratzeburger Ruderclub aktiv wurde.

Hans Lenk hat nach dem Abitur 1955 Mathematik, Philosophie, Soziologie, Leibeserziehung und Psychologie in Freiburg und Kiel studiert. Nach der Promotion an der Universität zu Kiel und einer Assistenten-zeit sowie der Habilitation an der TU Berlin erhielt er im Jahre 1969 einen Ruf auf den Lehrstuhl für Philosophie an die Universität Karlsruhe, wo er bis heute noch als Emeritus arbeitet. Zu seinem ebenso fundierten wie breiten Opus gehören über 150 Bücher, darunter auch solche zum Sport, den er bei seinen philosophischen Studien nie ganz aus den Augen verloren hat: Das Eigenleisten des Menschen ist dabei eines seiner großen Themen, auch und gerade bezogen auf den Sport.

Das Eigenleisten bezeichnet er als ein ganz wesentliches Kriterium unserer personalen Entwicklung. Es ist Ausdruck unserer individuellen Freiheit, denn nur der Mensch kann persönlich selbst handeln und auf diese Weise kreativ sein, er kann sich verbessern und sich mit den Ergebnissen seines eigenen Handelns identifizieren und diese für sich und im Spiegel anderer reflektieren. Dafür bietet der Sport eine ebenso offensichtliche wie reichhaltige Projektionsfläche: Hier wird in höchstem Maße Eigenaktivität von uns gefordert – oder wie es Hans Lenk selbst in einer These zum Sport an einer Stelle in einem seiner neueren Werke („Goldtag am Lago Albano“, Bochum 2015) schreibt, mit dem er sich und uns anlässlich seines 80. Geburtstages ein Geschenk gemacht hat: „Sport ist geradezu natürlich das verbreitetste Bürgerengagement“.

Hans Lenk hat zahlreiche Gastprofessuren innegehabt (u.a. in Sao Paulo, Oslo, Tokio und Basel). Er verfügt über mehrere Ehrendoktorwürden (u.a. verliehen von der Deutschen Sport- hochschule Köln). Der Jubilar hatte über mehrere Jahrzehnte zahlreiche Ehrenämter in nationa- len und internationalen Wissenschaftsgesellschaften inne. Seit 2008 ist er z.B. der Ehrenpräsi- dent der Weltakademie der Philosophen und seit dem gleichen Jahr Ehrenmitglied im DRV; das Große Bundesverdienstkreuz wurde ihm 2005 verliehen. Fritz Mevert, der langjährige Chronist des DOSB bzw. des DSB, hatte in seiner Laudatio aus Anlass des 75. Geburtstages Hans Lenk „als einen kritischen Denker, Berater und Mahner“ bezeichnet, der „sowohl im Sport als auch in der Wissenschaft Herausragendes geleistet hat“; weiter heißt es an einer Stelle auch: „In vielen Beiträgen und Interviews hat Hans Lenk immer wieder nach zeitgemäßen Foren der Olympi- schen Spiele gesucht, hat sich kritisch mit vielen Entartungen des modernen Hochleistungs- sports auseinandergesetzt und in Grund-satzbeiträgen auch daran erinnert, dass ‚die Fairness in allen Gesellschaftsbereichen eine kulturelle Tochter des Sports‘ sei“.

Den DOSB-Ethikpreis erhielt Prof. Dr. Hans Lenk im Jahre 2010 für seine hohen Verdienste um die Förderung der ethischen Werte im Sport. In seiner Laudatio bei der Verleihung in Lenks Geburtsstadt Berlin bezeichnete der Tübinger Theologe Prof. Dr. Dietmar Mieth (geb. 1940) als Kuratoriumsmitglied zur Verleihung des DOSB-Preises und Laudator den Preisträger Lenk u.a. als „eine moralische Institution, die als Frühwarnsystem auf viele moralische Verformungen des Sports hingewiesen und leider viel zu oft Recht behalten hat“. Der fünfte und damit derzeit jüngste DOSB-Ethikpreisträger ist übrigens der Sportwissenschaftler, Philosoph und Lenk- Schüler Prof. Dr. Gunter Gebauer (geb. 1944) von der Freien Universität Berlin, der die Auszeichnung 2018 ebenfalls in Berlin erhielt.

Im Jahre 2012 wurde Hans Lenk in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Dem Sport ist er auch als Aktiver immer noch treu: „Alter schützt vor Leistung nicht!“ lautet dabei nach wie vor sein persönliches Motto: „Mich beeindruckt bis heute der große sportliche Erfolg von Hans Lenk im Achter mit dem unvergessenen Karl Adam als Trainer. Ich schätze Hans Lenk aber auch sehr wegen seiner großen akademischen Leistung als Philosoph, und füge gern hinzu: Hans Lenk ist dabei immer auch Sportler geblieben“, gratuliert Prof. Walther Tröger als langjähriges IOC-Mitglied und NOK-Ehrenpräsident dem Jubilar Hans Lenk zu seinem 85. Geburtstag. 
Text: Prof. Dr. Detlef Kuhlmann (aus: DOSB-Presse, 17.3.2020),
Foto: Prof. Dr. Peter Hertel, Weltmeister mit dem Deutschlandachter 1966 in Bled

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.
OK