Flaggentag 2014: Aus vielen Geschichten wird eine Große

Berlins Ruderer haben immer eine große Geschichte zu erzählen, wenn ein Jahr hinter ihnen liegt. Das tun sie traditionell auf ihrem Flaggentag, wie die Siegerehrung des Landesruderverbandes heißt. In Erfolge übersetzt, geht das so: 1 x Gold und 3 x Silber auf der WM im südkoreanischen Chungju. Dazu weitere vordere Plätze. 2x Gold und 1 x Silber auf der EM in Sevilla, plus insgesamt 2 x Gold und 1 x Silber auf den U-19- und U-23-Weltmeisterschaften. Foto:Hehlke

Auf nationaler Ebene schlagen zehn Meistertitel in den unterschiedlichen Altersklassen zu Buche. Die Wanderruderer steuerten zu dieser Leistungsbilanz einen „doppelten“ und sechs „einfache“ Äquatorpreisträger bei. Hinzu kamen neun Mitglieder Berliner Rudervereine, die zwischen 40 und 55 Mal ihr Fahrtenabzeichen absolviert haben.

Eine große Geschichte also. Das fand auch Sebastian Schulte in seinem Festvortrag zu „Erfolg und Misserfolg“. Schließlich muss er es wissen, wurde er doch 2006 im Deutschlandachter Weltmeister. Doch wie kommt man zum sportlichen Erfolg? „Jeder hat seine kleine, sehr eigene Geschichte zu erzählen“, sagte er im ehrwürdigen alten Stadthaus und meinte dabei sich, seine damaligen Mannschaftskameraden und die versammelten Sportler. Doch dabei geht es in den meisten Fällen zuerst einmal nicht um den glorreichen Sieg oder die vielen Wanderruder-Kilometer. Sondern um die vielen Niederlagen, die zu dem Weg zum Erfolg dazu gehören. Und die Fähigkeit, diese zu verkraften.

Schulte machte diese Erfahrung in seinem mit selbstironischen Spitzen versehenen Vortrag an verschiedenen Beispielen deutlich. So gewann er 2007 das „Race“ im Boot von Cambridge gegen Oxford. „Natürlich hat jeder von dem Sieg geredet und keiner davon, dass wir vorher zwei Mal verloren hatten“, berichtete er.  Zu den bitteren Erfahrungen gehörte auch, 2008 den Platz im Deutschlandachter zu verlieren. Wir erinnern uns: Der Deutsche Ruderverband (DRV) stellte kurz vor den Olympischen Spiel en in Peking die Mannschaft um. Keine kleine Erfolgsgeschichte, dieses Mal.

Beruflich leitet Schulte heute das Beteiligungscontrolling eines industriellen Schwergewichts, der Thyssen Krupp AG. Viele seiner ehemaligen Ruderkameraden hätten im Job ebenso ihren Weg gemacht, berichtet Schulte. Doch was verbindet sportlichen mit beruflichem Erfolg? Der ehemalige Spitzenathlet sieht die grundlegende Fähigkeit darin, Niederlagen verarbeiten zu können. Sich nicht entmutigen zu lassen, aus der Erfahrung zu lernen, es eben doch wieder zu probieren. Denn der Erfolg besteht aus vielen kleinen Geschichten, die oft auch nicht schillern.

Für diese Schilderung, kurzweilig vorgetragen, gab es dann auch ordentlich Applaus – natürlich auch von den Ehrengästen. So konnte der LRV-Vorsitzende Karsten Finger  DRV-Präsident Siegfried Kaidel, LSB-Präsident Klaus Böger und Sport-Staatsekretär Andreas Statzkowski unter den rund 160 Teilnehmern des Flaggentages begrüßen.
Ulf Baier     

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