Ersatzneubau Schleuse Steinhavel
Anfang April 2021 kündigte das WSA Oder-Havel mit der schifffahrtspolizeilichen Anordnung Nr. 54/2021 gemäß § 1 Abs. 2 BinSchAufgG i.V.m. § 1.22 der BinSchStrO für die Obere Havel-Wasserstraße (OHW) im Bereich der Schleuse Steinhavel (OHW km 64.30) eine Sperrung für die gesamte Schifffahrt an. Die Sperrung ist für den Zeitraum vom 13. September 2021 bis zum 27. Mai 2022 geplant. Die Schleuse Steinhavel stellt wassertouristisch ein Bindeglied zwischen Berlin und der Müritz beziehungsweise den Rheinsberger Gewässern und dem Kammerkanal nach Neustrelitz dar.
Mit der angekündigten Sperrung werden Erinnerungen an das Jahr 2019 geweckt, das von der Sperrung der Schleuse Zaaren geprägt war. Auch hier gab es kein Durchkommen zur Müritz. Positiv im Fall der Schleuse Steinhavel ist, dass diese Sperrung aber von langer Hand geplant ist.
Im Rahmen eines mehrjährigen Bauvorhabens, aufgeteilt auf 3 Baulose, wird lagegleich ein Ersatzneubau der Staustufe Steinhavel errichtet.
Etwas Geschichte: Mit der Erstanlage der Müritz-Havel-Wasserstraße 1831-1836 wurde auch die Steinhavel schiffbar gemacht und die Schleuse gebaut (vgl. Eckoldt/Uhlemann 1998:216), die 1840 in Betrieb ging. In den 1970er Jahren wurde die Kammersohle vertieft (laut Rolf Dietrich, WNA Berlin). Bauwerksinspektionen ergaben große Defizite hinsichtlich der Gebrauchstauglichkeit und Standsicherheit der Anlagen. Aufgrund des Alters und des baulichen Zustands kam eine Instandsetzung der Schleuse nicht mehr in Frage. Im August 2016 begann das Planfeststellungsverfahren zum Ersatzneubau, an dem sich für die Interessen des Rudersports maßgeblich Hans-Peter Kozerski, Mitglied im Fachressort Ruderreviere, Umwelt und Technik im DRV, beteiligte. Besonders erwähnenswert ist hierbei seine sehr ausführliche Stellungnahme zu den Planungsunterlagen und sein eindringliches Veto zur Wiedereinrichtung einer Bootsschleppe. (Bei der Bestandsaufnahme wurden Reste einer entsprechenden Gleisanlage gefunden.)
Seit November 2019 werden sämtliche wasserbauliche Anlagen an der Staustufe Steinhavel ersetzt. Gleichzeitig wird mit dem Bau einer Fischaufstiegsanlage die ökologische Durchgängigkeit, die eine Forderung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie ist und auch im Wasserhaushaltsgesetz gefordert wird, geschaffen. Die Staustufe Steinhavel ist zwar eigentlich nicht prioritär für die Einrichtung der ökologischen Durchgängigkeit zu sehen, aber aufgrund der Baufälligkeit der Schleuse musste hier möglichst schnell gehandelt werden. Der Ersatzneubau der Staustufe ist das erste Projekt dieser Art, das allein vom Bund finanziert wird. Das Investitionsvolumen ist auf 25 Mio. EUR angesetzt, die Bauzeit erstreckt sich auch mit Rücksicht auf die Wassertourismussaison über 5 Jahre.
Im Rahmen einer virtuellen Informationsveranstaltung im April 2021 informierte Rolf Dietrich, Leiter des Wasserstraßen-Neubauamts Berlin, über die bereits erfolgten und noch geplanten Baumaßnahmen. Im Zeitrahmen der oben angekündigten Sperrung der Steinhavel wird die alte Schleuse durch einen lagegleichen Neubau ersetzt. Die Schleuse ist vor allem für den Wassertourismus bedeutsam. Im letzten Jahr wurden 25.829 Fahrzeuge geschleust, davon waren 34 Fahrzeuge Kabinen- und Fahrgastschiffe und 25.421 Sportboote. Während der Sommerferien passierten ca. 6.000 Fahrzeuge pro Monat die Schleuse, davon waren 20 bis 25 Prozent muskelbetriebene Fahrzeuge. Da ein Ausbau der Anlage (Verlängerung der Schleusenkammer) nicht möglich ist, wird hier wie beim Ersatzneubau der Schleuse Fürstenberg verfahren. Aus bautechnologischen Gründen wird die Kammerbreite verdoppelt und so die Schleusenkapazität erhöht und die Schleuse dem wachsenden Bedarf angepasst. Durch die plante Automatisierung der Schleuse ist auch eine bedarfsgerechte Anpassung der Schleusungszeiten möglich. In den Sommermonaten wird die Schleuse aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens (über 20.000 Fahrzeuge) mit Schleusenpersonal besetzt sein. Während der gesamten Bauzeit ist es nicht möglich, Boote umzutragen. Ein entsprechender Eintrag im Gewässerkatalog (https://gewaesser.rudern.de/) ist bereits erfolgt.
Die Verkehrsfreigabe der Schleuse ist zunächst für den 28. Mai 2022 geplant. Herr Dietrich lädt schon jetzt alle Wassertouristen dazu ein.
Ein Blick in die Zukunft: Im Winter 2022/23 muss die Schleuse für den Ersatzbau des Wehres mit der Fischaufstiegsanlage erneut gesperrt werden. Für 2023/24 sind dann abschließend der Rückbau des Freiarchenwehres und Bau einer nicht gleisgebundenen Bootsschleppe für muskelbetriebene Fahrzeuge geplant.
Weitere Informationen sind auf der Webseite des WNA Berlins abrufbar unter: