Als Volunteer der Adaptives bei den Ruderweltmeisterschaften in Poznan

Ein ganz persönlicher Bericht mit Fotos von Monika Tampe:

Als begeisterte und interessierte Handicapruderin wollte ich auch in diesem Jahr nicht versäumen, das Orga-Team der WM Poznan mit meiner Tätigkeit als Volunteer des Adaptives-Events hilfreich zu unterstützen. So fuhr ich dann am 22.8.09 am frühen Nachmittag mit dem Warschau-Express nach Poznan, erwischte am Bahnhof  zufällig einen Shuttleservice und erreichte so voller Erwartung mein Hotel in Poznan, welches ich im Vorfeld vom Orga-Team, natürlich auf meine Kosten zugewiesen bekommen hatte.

Von dort aus fuhr ich kurz danach mit dem vorzüglich organisierten Bus-Shuttleservice, der jeden Tag stündlich, zu einigen Zeiten auch im 30 Minuten Takt,  immer sehr pünktlich vom Hotel „Polonez"  zur Regattastrecke Malta fuhr. Nach dem Akkreditieren bestaunte ich die doch sehr gefällige Regattaanlage, die vielen fantastischen Rennboote und freute mich sehr, als ich am „Adaptive-Point" gleich mir bekannte Gesichter aus aller Herren Länder wieder getroffen habe. Das war und ist natürlich auch ein Grund, weswegen man persönlich solche Aufgaben übernimmt. Denn die sportlichen Leistungen zu beobachten ist das Eine, aber die menschlichen Dinge sind das Andere, was einem immer wieder dazu antreibt, trotz aller Strapazen, mit dabei zu sein. Dies gilt für mich besonders aber im Handicapbereich (Adaptive-Rowing). Durch meine eigene Behinderung, weiß ich, wie wichtig der Sport gerade für behinderte Menschen ist. Wenn man dann noch sportliche Erfolge erringen kann oder schlicht weg es auch  durch seine eigene persönliche sportliche Leistung bis  zur Teilnahme an einer Weltmeisterschaft geschafft hat, dann kann man nur noch glücklich sein und diese Tage in vollen Zügen trotz aller Anstrengungen genießen. Dieses Freude spiegelte sich auch in vielen Gesichtern der Handicapruderer wieder, die ebenso wie die nichtbehinderten Ruderer  ernsthaft an die Sache gingen, doch nach dem Training oder den Rennen fast alle immer den herzlichen Kontakt mit Handicapruderern aus anderen Ländern suchten und fanden. Brian, mein Kollege aus England, bildete mit mir zusammen eine starke Bank des Volunteer-Adaptive-Teams, da wir unsere Erfahrungen auf diesem Gebiet zur großen Freude und Zufriedenheit der Organisatoren der WM Poznan, der FISA und der Sportler mit deren Trainer einbringen konnten. So klappte alles reibungslos und am Ende wussten fast alle jugendlichen polnischen Volunteers auch, worum es hier überhaupt ging.

Neben meiner Volunteersarbeit war ich aber auch deswegen hier, um mir ein Bild von der neuen Bootsklasse ID-LTA 4+ zu machen, die seit diesem Jahr erstmalig auf einer WM dabei sein sollte. Leider waren nur ein Boot aus Italien und ein Boot aus Hongkong am Start, wobei das Boot aus Hongkong technisch besser über die Strecke kam und damit als Sieger im Finale A am Samstag, 29.8.09 freudestrahlend die Goldmedaillen entgegen nehmen konnte.

 

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Aber auch bei den Italienern war die Freude groß, wobei sie und Ihr liebenswerter Trainer sich auch sehr über ihre Silbermedaille freuten. Etwas wehmütig habe ich das alles bei meinem Arbeitseinsatz am Siegersteg beobachtet und an meine vier geistig behinderten Sportler in Berlin gedacht, die es sicherlich verdient hätten, hier auch an den Start gehen zu dürfen.

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Genau wie bei uns in Deutschland warten die Ruderverbände anderer Nationen wohl auch auf die Entscheidung des IPC im November diesen Jahres, ob geistig behinderte Sportler wieder an den Paralympics teilnehmen können, die in Peking 2008, durch Regelverstöße zweier Länder bei der Klassifizierung in den Paralympics der Vorjahre, ausgeschlossen waren. Da inzwischen ein neues Klassifizierungsverfahren der INAS-FID gefunden wurde, hoffen die geistig behinderten Sportler und deren Trainer auf eine positive Entscheidung im November. Nur dann könnte nämlich die erforderliche finanzielle Unterstützung der nationalen Paralympischen Commitees, hier in Deutschland des Deutschen Behinderten Sportverbandes (DBS), erfolgen.  In der Hoffnung, dass  der Deutsche Ruderverband (DRV) dieses Vorhaben der neuen Bootsklasse ID-LTA 4+ in Deutschland dann ebenfalls voll mitunterstützen wird, bin ich, auch mit dem Wissen das meine Aufbauarbeit eines ID-LTA Vierers in Berlin inzwischen weit vorangekommen ist, nach den für unseren Ruderverband erfolgreichen Finalrennen am Sonntag, 30.8.09 wieder mit dem Zug erschöpft aber frohen Mutes in Richtung Berlin nach Hause gefahren.

Natürlich habe ich mich bei den Finalrennen der Handicapruderer auch über den 3. Platz unseres deutschen LTA Vierers gefreut, zumal ich bis letztes Jahr noch ein aktives Mitglied dieser Bootsklasse war.

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Foto: T.Boehme

Besonders  freute ich mich aber für den Berliner Martin Lossau, mit dem ich in den vergangenen zwei Jahren in vielen gemeinsamen Trainingsstunden gerudert habe, dass er in diesem Jahr endlich einen verdienten Platz in diesem Boot erreichen konnte.

 



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