Landesruderverband Berlin e.V.

Der Landesruderverband Berlin verneigt sich in großer Trauer vor seinem Ehrenmitglied Udo Korgitzsch

*15.09.1936  +17.01.2021

Die Berliner Ruderwelt trauert zutiefst um den Verlust ihres Ehrenmitglieds Udo Korgitzsch.
Wir verlieren eines der größten „Urgesteine“ des deutschen Rudersports.
Udo Korgitzsch ist nun selbst ein prägender Teil jener Rudergeschichte geworden, die ihn sein Leben lang inspirierte und herausforderte, ihn bis in die äußerste Tiefe der Historie forschen ließ bis er selbst den Rang einer „lebenden Enzyklopädie“ erlangte.
Aber er war mehr für uns Ruderinnen und Ruderer, besonders für seine engen, sportlichen Weggefährten ein kluger, stets verlässlicher aber vor allem väterlicher generationsübergreifender Berater, Mitstreiter und Freund, der kritisch aber überzeugt immer für seine Ideen lebte und kämpfte, auch wenn er damit in seiner Leidenschaft manchmal einige Personen durchaus überfordern konnte.

Bauingenieurwesen hat Udo Korgitzsch studiert, dann von 1970 bis 2000 im öffentlichen Dienst Berlins gearbeitet, viele Weichen im Verkehrswesen mitgestellt. Das passte zu ihm: etwas bewegen, Dinge voranbringen und organisieren, beraten, Wissen weitergeben. 
Ohne Rudern und Tradition ist alles nichts – diesem Motto hatte sich Udo Korgitzsch sein Leben lang verpflichtet gefühlt. 

Er war von 1954 bis 1961 aktiver Leistungsruderer mit nationalen und internationalen Erfolgen, wurde 1960 Deutscher Vizemeister im Achter und nahm an der deutsch-deutschen Olympiaausscheidung für die Spiele in Rom teil. Den Traum jedes Sportlers, dabei zu sein, verpasste er nur knapp. Mit seiner Crew wurde er „nur“ Zweiter hinter dem vom legendären Ruder-Professor Karl Adam trainierten späteren Olympiagold-Gewinner aus Kiel/Ratzeburg.
Auch nach dem Ende der aktiven Laufbahn ging er dem Rudern nicht verloren – im Gegenteil. Nach seiner Aktivenzeit wurde er 1964 Jugendleiter und -trainer beim BRC, ab 1970 dann erst Referent im DRV für das Schüler- und Jugendrudern und dann auch Referent für den Junioren Leistungssport. In dieser Funktion war er von 1970-1974 Mannschaftsleiter bei FISA-Junioren-Championaten (heute Junioren WM) und Länderkämpfen. Daneben erwarb er die nationale Schiedsrichterlizenz und ab 1972 auch die internationale, die ihn bis 2001 zu vielen Regatten und Welttitelkämpfen brachte. Nach seinen DRV-Erfahrungen wurde er 1974 sieben Jahre lang Vorsitzender des BRC und durfte 1976 das 2. Masters-Championat mit 100 Jahre Rudern in Berlin und 1980 dann das 100-jährige Clubjubiläum ausrichten. Vorsitzender der Sportarbeitsgemeinschaft Zehlendorf war er von 1976-1986.

Seine rudersportliche Heimat lag natürlich in seinem Berliner Ruder-Club, und die unzähligen Erlebnisse und Verdienste aus dieser Zeit machen deutlich, dass er immer bestrebt war, Grenzen zu überwinden. Hierzu bedarf es „Netzwerker“ und Udo Korgitzsch spielte spätestens mit seinem Eintritt als stellvertretender Vorsitzender Leistungssport in den Vorstand des Landesruderverbandes Berlin 1983 sein Talent hierzu voll aus. So übernahm er 1985 den Vorsitz als Nachfolger von Hans-Joachim Behrendt. 

Von nun an war der „Berliner Regattaverein von 1881“ für ihn mehr als nur eine Traditionsadresse, es galt einmal mehr riesige Herausforderungen anzunehmen und aktiv Ehrenamt im Rudersport zum gesellschaftlichen Wohl zu gestalten:
Während seiner Amtszeit ging, wie er uns gestand, sein größter historischer Traum in Erfüllung.
Berlin wurde zur Drehscheibe, ja Schnittstelle der deutschen Wiedervereinigung und Udo wurde damit „mittendrin“ ein wichtiger Mitgestalter der sportlichen Seite dieses Zusammenwachsens. In der plötzlich entstandenen, sportpolitischen Verantwortung für den bedeutenden Hauptstadt-Rudersport arrangierte er Treffen, knüpfte Kontakte, verhandelte und stand auch hier mit Rat und Tat unermüdlich und engagiert bereit, wenn es darum ging die beiden deutschen Ruderverbände zu vereinigen. Sicher kam ihm hier auch seine vorherige, langjährige DRV-Mannschaftsleiter-Funktion im deutsch-deutschen Sportaustausch bei den Internationalen offiziellen Regattabesuchen in Berlin-Grünau zugute. Die guten Kontakte pflegte er aufgrund seines guten Netzwerkes auch schon vor der Wende.

Im Landesruderverband meisterte er den Spagat der Basisnähe zu allen Ruderinnen und Ruderern und den infrastrukturellen und personellen Herausforderungen. Es sei daran erinnert, dass er und sein Vorstandsteam in dieser Zeit auch die größten beschäftigungspolitischen- und finanziellen Verantwortungen in der Geschichte des „Berliner Regattavereins von 1881“ wagten und übernahmen.

Seine Ideen und Planungen zum Ausbau des seinerzeit beschaulichen Landesleistungszentrums am Hohenzollernkanal zum Bundes- und Olympiastützpunkt wurden parallel realisiert und erweisen sich noch heute als richtige Weichenstellung und Meilenstein für die Zukunftsfähigkeit des olympischen Rudersports in Berlin.

Im Landessportbund Berlin kämpfte Udo erfolgreich von 1985-1993 an Land als Vorsitzender der Wassersportkommission für die Verbesserung der Situation des muskelbetriebenen Sports auf den schon damals von Nutzungskonflikten betroffenen Wasserflächen in und um Berlin.

Gewissermaßen als Ausgleich für die aktuellen Erfordernisse des Tagesgeschäfts widmete sich Udo weiter vertieft der Historie: Erinnert sei hier vor allem an seine Initiativen zur historischen Aufarbeitung und zur Wiedererrichtung des Sportdenkmals Berlin-Grünau und seine Unterstützung und Mitarbeit zur Herausgabe der entsprechenden Publikation.
In diesem Zusammenhang tragen natürlich viele Beiträge und die redaktionelle Mitarbeit in Festschriften wie „125 Jahre Landesruderverband Berlin“ die Handschrift von Udo.

Nach seinem geplanten Rückzug aus dem LRV-Vorstand im Jahre 1993 blieb Udo Korgitzsch natürlich in vielfältiger Weise dem Rudersport und endlich mehr seiner Familie erhalten.

Ehrungen nahm Udo Korgitzsch bis dahin gerne für Andere vor, doch war er auch sichtlich Stolz und gerührt, dass er selbst für sein Lebenswerk am 29.10.2010 mit dem „Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland“ ausgezeichnet wurde.
Vorausgegangen waren natürlich u. a. die Verleihungen der Ehrenmitgliedschaften im Landesruderverband Berlin (1994) und im Berliner Ruder-Club (1997) sowie die LSB-Ehrennadel in Gold (2010)
Immer war er sowohl im BRC- Vereinsleben als auch auf allen Verbandsveranstaltungen wie Regatten, Rudertagen, Festveranstaltungen etc. ein treuer und auch kritischer Begleiter.

Es macht den Abschied umso schmerzlicher, denn wir verlieren im Deutschen Rudersport eine Traditions-Persönlichkeit, die wir eben, bei allen Ecken, Kanten und streitbaren Geist, als den väterlichen, weisen Freund mit Stil, gutem Rat und stets offenen Augen und Ohren wahrnehmen durften!

Unser Mitgefühl gilt in dieser schweren Zeit der Trauer besonders seiner Familie!

Auch die im Landesruderverband Berlin e.V. (Berliner Regattaverein v. 1881) organisierte Ruderfamilie verneigt sich traurig im ewigen Andenken!

Danke Udo, 
wir vermissen Dich schon jetzt!

Für den LANDESRUDERVERBAND BERLIN E.V.

Karsten Finger                                    Michael Hehlke
Vorsitzender                                      Geschäftsführer  

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