Landesruderverband Berlin e.V.

Olafs Olympiatraum geht in Erfüllung

 

Von Franziska Haupt & Merle Schwarz (Ruder-Club Tegel 1886 e.V.)

 

Es ist offiziell. Der Vorstand des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) nominierte vor wenigen Tagen alle Athlet*innen, die Deutschland bei den Olympischen Spielen in Tokio (Japan) vom 23. Juli bis 08. August 2021 vertreten werden.

 

Wir dürfen mit Stolz verkünden: Olaf Roggensack vom Ruder-Club Tegel ist mit dabei!

 

Er wird im deutschen Männer-Achter an den Start gehen. Neben Olaf haben außerdem die Silbermedaillengewinner 2016 aus Rio de Janeiro Malte Jakschik, Hannes Ocik, Richard Schmidt und Steuermann Martin Sauer einen der begehrten Plätze im Achter ergattert, Schmidt und Sauer gewannen in London 2012 sogar die Goldmedaille. Weitere Teamkollegen von Olaf sind Johannes Weißenfeld, Torben Johannesen, Jakob Schneider, Laurits Follert und Ersatzmann Felix Wimberger.

 

Olafs Weg von Berlin nach Tokio

 

Ein Rollsitz im Deutschland-Achter bei den Olympischen Spielen – das ist der Traum eines jeden Nachwuchsruderers. Doch nur die Allerbesten schaffen es durch die knallharte Selektion. Physisch und psychisch gehen die Topathleten dabei nahezu täglich an ihre absoluten Leistungsgrenzen und darüber hinaus. Wie hat es Olaf mit erst 24 Jahren geschafft, Teil des deutschen Flaggschiffs zu werden?

 

Der erste wichtige Schritt in Richtung Olympia ist für die Athleten die Aufnahme in das Team der A-Nationalmannschaft. Olaf erinnert sich noch gut an diese Zeit: „Vor fast zwei Jahren, im August 2018, bereitete ich mich gemeinsam mit meinem damaligen Zweierpartner Maximilian Korge unter der Anleitung von unserem Vereinstrainer Elia Krell auf einen der entscheidendsten Wettkämpfe vor. Auf einem internen Zweier-Ausscheid ging es damals für uns um die letzten freien Plätze im Team Deutschland-Achter.“ Nur aus diesem Team würden später die Athleten für die Olympiaboote im Riemenrudern rekrutiert. „Mehrere Wochen arbeiteten Max und ich gemeinsam auf dem Tegeler See, um uns auf der Langstrecke und beim Ergotest beweisen zu können. Elia half uns dabei sehr und unterstützte uns immer.“

 

An eine Olympiateilnahme war dabei noch gar nicht zu denken, zunächst ging es für Olaf und Max um eine Aufnahme in das Team. Beide Athleten kennen sich gut, denn auch Max ist Berliner und erlernte ebenfalls in der Kinderabteilung des Ruder-Club Tegel das Rudern. „Dass ich nun knapp zwei Jahre später offiziell für die Olympischen Spiele nominiert bin, ist für mich ein wahr gewordener Traum“, strahlt Olaf. „Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ich freue mich riesig, dass ich das erleben darf!“

 

Höhen und Tiefen

 

Der Weg an die internationale Spitze verlief jedoch nicht ohne Schwierigkeiten. Für Olaf persönlich, sowie für viele weitere Kaderathlet*innen brachte die Verschiebung der Olympischen Spiele 2020 aufgrund der Pandemie viele Rückschläge, aber auch Chancen mit sich. „Tatsächlich waren diese letzten zwei Jahre, seit ich mir gemeinsam mit Max die letzten Plätze im Team erkämpft hatte, für mich von mehreren Höhen und Tiefen gezeichnet“, erzählt Olaf. „Im Frühjahr 2020 wurde ich als Jüngster im Team für einen Platz im Deutschland-Achter nominiert, doch kurz darauf erreichte uns die Absage bzw. Verschiebung der Olympischen Spiele. Auch die Vorbereitung verlief nicht wie geplant, Trainingslager mussten verschoben und abgesagt werden und zeitweise war das Rudern komplett verboten. Doch wir können uns glücklich schätzen, dass wir unseren Sport durch den Status als Kaderathleten am Ende schnell wieder ausüben durften.“

 

Auf frohe Nachrichten folgten persönliche Rückschläge: „Im Sommer 2020 erlitt ich einen Fahrradunfall mit anschließender Operation an der Schulter und monatelangem Ausfall.“ Im Interview mit Felix Kannengießler berichtet Olaf über sein Comeback: „Beim Radtraining bin ich in eine Bahnschiene geraten und zur Seite weg gestürzt. Dann wurde die Schulter-OP nötig. Neun Wochen hatte ich eine Platte drin. Als die entnommen wurde, durfte ich eineinhalb Wochen keinen Sport machen. Das war schon eine harte Nummer für mich. Trotzdem war ich immer zuversichtlich, dass ich wieder auf die Beine kommen würde. Als ich die Platte in der Schulter hatte, habe ich viel mit dem Physiotherapeuten gearbeitet. Ich bin oft auf dem Spinning-Rad gefahren, um nicht zu viel Training zu verpassen. Kurz bevor die anderen in den Urlaub gefahren sind, bin ich wieder ins Boot gestiegen und habe während der Trainingspause weiter durchgezogen. Ich bin im Zweier gerudert und habe versucht, wieder richtig in die Ruderbewegung reinzukommen. Glücklicherweise schaffte ich ein schnelles Comeback und beendete die Saison 2020 doch noch mit einem Europameisterschaftstitel im Deutschland-Achter. Im Herbst folgte mit meiner Corona-Erkrankung erneut ein Tief. Aber auch das konnte ich zügig überwinden.“

 

Wettkampftechnisch startete die olympische Saison 2021 mit einem herben Rückschlag für den Deutschland-Achter, den so wohl niemand erwartet hatte. Nach monatelangem, hartem Training verpasste das Team um Olaf, welches als Favorit in die Europameisterschaft 2021 gegangen war, eine Medaille. Dass wenige Monate vor Beginn der olympischen Spiele nicht nur der Erzrivale Großbritannien, sondern auch die Rumänen und Niederländer am Deutschland-Achter vorbeizogen, kratzte am Selbstvertrauen und machte die erfolgsbesessene Mannschaft nachdenklich. Schnell wurde am Stützpunkt in Dortmund an einigen Stellschrauben gedreht und das Training kurzfristig umgestellt. „Wir haben in den vergangenen Monaten als Team hart daran gearbeitet, uns jeden Tag ein bisschen zu verbessern“, erklärt Olaf. Die Trainingsumstellung schien schnell Früchte zu tragen, schon im Mai beim Weltcup in Luzern lieferte sich der Deutschlandachter zwei packende Rennen gegen den Erzrivalen aus Großbritannien mit jeweils nur wenigen Hundertstelsekunden Vorsprung auf 2000m für den Sieger.

 

Etwas andere Spiele

 

Neben all diesen Höhen und Tiefen spukt den Athlet*innen natürlich immer auch der Gedanke über eine mögliche Absage der Olympischen Spiele durch den Kopf. Virusvarianten und eine anfangs schleppende Impfkampagne tun ihr Übriges... „Der Gedanke, dass Olympia doch noch abgesagt werden könnte, war immer im Hinterkopf. Aber jetzt bin ich sehr glücklich darüber, dass es nun wirklich losgeht.“

 

Dass Olympia dieses Jahr bedingt durch die weltweite Pandemie anders sein wird als sonst, ist wohl allen bewusst. Drastische Einschränkungen und Hygienevorschriften, nicht vergleichbar mit vergangenen Spielen. Ausländische Zuschauer*innen werden nicht zugelassen, so viel steht fest. Und nach allem, was bisher von den Organisationsplänen bekannt ist, werden die Athlet*innen zwischen Trainings- und Wettkampfblase wechseln. Gemeinsame Essen in der Mensa des Athletendorfs (sonst das Highlight zum Sehen und Gesehen-Werden) wird es ebenso wenig geben wie Besuche der verschiedenen Arenen, um den Athlet*innen anderer Sportarten bei ihren Wettbewerben zuzusehen, berichtet das ZDF.

 

Aber auch schwierige Umstände können die Vorfreude von Olaf auf seine ersten Olympischen Spiele nicht trüben, denn es scheint nun wirklich endlich loszugehen. Das letzte Trainingslager in Österreich vor der Abreise nach Japan ist bereits beendet. Wenige Tage der Erholung zu Hause stehen an, bevor die deutsche Rudernationalmannschaft demnächst nach Japan aufbricht, um sich vor dem offiziellen Start der Spiele an die lokalen Bedingungen zu gewöhnen. „Die offizielle Nominierung für Tokio, die offizielle Einkleidung in ein paar Tagen und dann Anfang Juli der Abflug nach Japan in unser letztes Trainingslager – das sind die ersten Belohnungen für unsere harte Arbeit“, berichtet Olaf voller Vorfreude. „Natürlich wird es in den nächsten Wochen noch einmal anstrengend“, stellt er klar, „aber das große Ziel, Deutschland bei den Olympischen Spielen vertreten zu dürfen, ist jede Anstrengung und Entbehrung wert, die ich in den vergangenen Wochen, Monaten und auch Jahren gemacht habe. Ich bin bereit, alles zu geben und am 30. Juli gemeinsam mit meinem Team das beste Rennen meines Lebens zu fahren!“

 

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