Landesruderverband Berlin e.V.

Olympische Saison in den Startlöchern

von Franziska Haupt (Ruder-Club Tegel 1886 e.V.)

 

Der lange Winter ist nun zumindest offiziell vorüber. Seit der Ruder-Europameisterschaft 2020 im polnischen Poznań sind bereits sechs Monate vergangen. Sechs Monate, in denen die Athlet*innen der deutschen Ruder-Nationalmannschaft jeden Tag hart trainierten, um sich optimal auf 2021 vorzubereiten. Zahlreiche extensive und intensive Einheiten standen in den letzten Monaten auf dem Trainingsplan. Sowohl Alyssa Meyer im Team Frauenachter als auch Olaf Roggensack im Deutschlandachter (beide Ruder-Club Tegel) absolvierten neben dem täglichen Training mehrere Leistungsüberprüfungen auf dem Ergometer, sowie Krafttests und interne Ausscheidungsrennen. Endlich wähnen wir nun den Frühling vor der Haustür, und mit ihm den Start in eine ganz besondere, hoffentlich olympische Saison. Das erste internationale Kräftemessen steht jetzt kurz bevor: die Ruder-Europameisterschaft in Varese (Italien) vom 09. bis 11. April 2021. Unsere beiden Topruder*innen können es kaum erwarten ...

 

„Die Wintermonate waren schon ziemlich zäh“, so Alyssa. Ständig musste aufgrund aktueller Entwicklungen umgeplant werden, Regatten und Trainingslager wurden verschoben oder gestrichen. „Unser Trainingslager im Januar beispielsweise wurde genau einen Tag vor der geplanten Anreise abgesagt“, erzählt Alyssa. „Wir hatten schon alles gepackt, unsere Boote zum Transport fertig gemacht und waren voll darauf eingestellt, nach Lago Azul (Portugal) zu fliegen. Diese sehr kurzfristige Absage war natürlich ein kleiner Rückschritt. Der Dezember war für uns Ruder*innen lang und kalt und ein Trainingslager in der Heimat Potsdam hatten wir bereits schon durchgestanden. Die Enttäuschung war dementsprechend groß. Aber als Team sind wir gut damit umgegangen, haben das Beste daraus gemacht und konnten unser Training auch in Potsdam gut umsetzen.“

 

Auch der Männerachter musste sein Trainingslager Anfang dieses Jahres aus allseits bekannten Gründen kurzerhand an den Stützpunkt nach Dortmund verlegen. Darüber hinaus verlief der Einstieg in die olympische Saison 2021 für Olaf gesundheitstechnisch nicht ganz optimal. „Nach der EM im Oktober in Poznań erkrankten ich und zwei weitere Sportler aus dem Achter leider an Corona“, berichtet er, „wir konnten nur langsam wieder in das Training einsteigen. Glücklicherweise haben wir alles gut überstanden.“

 

Zur finalen Vorbereitung auf die EM konnten die beiden Achter um Alyssa und Olaf im März am Ende doch noch für zweieinhalb Wochen ins Trainingslager fahren: die Frauen genossen in Sevilla die spanische Sonne und die Männer trainierten im portugiesischen Lago Azul. In Deutschland konnten die Athlet*innen zuvor mehrere Wochen lang bedingt durch Frost und Eis gar nicht aufs Wasser gehen. Glücklicherweise erwarteten sie im Süden optimale Ruderbedingungen inklusive Sonnenbrand, sodass der Fokus schnell wieder auf das tatsächliche Rudern auf dem Wasser gelegt werden konnte.

 

„Jetzt geht es endlich in die heiße Phase!“, freut sich Olaf. „Wir nutzen jeden Tag zur Vorbereitung auf die EM. Pandemiebedingt weiß man nie, was die Zukunft bringt. Aber wir sind positiv eingestellt und arbeiten hart, um unser Ziel zu erreichen.“

 

Für den deutschen Frauenachter ist der aktuelle Trainingsplan hingegen nicht prioritär auf die EM in Varese ausgerichtet: „Die EM ist für uns der nächste Zwischenschritt“, erklärt Alyssa. „Wir wollen solide Rennen fahren und damit gut in die Regattasaison 2021 einsteigen. Doch unser oberstes Ziel ist die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2021 in Tokio. Dafür müssen wir im Mai in Luzern in absoluter Topform sein. Und genau darauf fokussieren wir uns bereits jetzt.“

 

Um ihr umfangreiches Trainingspensum zu bewältigen, beginnt ein typischer Tag im Trainingslager für die Damen des deutschen Achters bereits um 6:30 Uhr mit einem täglichen Morning Monitoring. „Hierbei wird uns Athletinnen am Ohrläppchen Blut abgenommen, um unsere Werte zu kontrollieren. Damit unser aktueller Belastungsstand ermittelt werden kann, geben wir auch Urinproben ab. Auf diese Werte aufbauend wird das Training angepasst, gegebenenfalls verändert unser Trainer die Bootsbesetzung für den Tag“, erklärt Alyssa. Nach einem ersten kleinen Frühstück steigt die Mannschaft für ihre erste Trainingseinheit ins Boot. Dabei stehen ca. 20 Kilometer sowie Schlagfrequenzwechsel, also erste Belastungen, auf dem Programm. Nach einem größeren Frühstück gibt es Stabilitätstraining und am Nachmittag werden weitere 16-18 Kilometer gerudert oder es wird im Kraftraum trainiert. „Abends sind wir dann auch gern noch spazieren gegangen und haben die angenehme Luft genossen“, erzählt Alyssa strahlend von ihrem Trainingslager, „denn wir hatten enorm gutes Wetter. Es war schon fast ein leichtes Sommergefühl und das tat gut!“

 

Zurück in Deutschland absolvierten die Athlet*innen der deutschen Nationalmannschaft vergangene Woche außerdem interne Test- und Ausscheidungsrennen in Köln. Für Alyssa und ihr Team eine gute Möglichkeit, um wieder in den Wettkampfmodus zu finden. „Die Testrennen in Köln sind ein erstes Aufwecken vor der EM“, so Alyssa. „Das letzte 2000m-Rennen sind wir auf der EM im Oktober letzten Jahres gefahren, daher ist es gut, dass wir jetzt die Möglichkeit haben, uns mit zwei vollen 2000m-Rennen vorzubereiten.“ Nach der Europameisterschaft 2021 in Varese wird sich der deutsche Frauenachter direkt in die unmittelbare Wettkampfvorbereitung für die finale Olympia-Qualifikationsregatta im Mai 2021 in Luzern (Schweiz) begeben. Auch der Deutschlandachter rund um Olaf wird dort an den Start gehen, ihr Ticket für Olympia haben sich die Männer jedoch schon auf der WM 2019 gesichert.

 

Wir erinnern uns: auf der EM im vergangenen Oktober fuhr der Männerachter souverän die Goldmedaille nach Hause, der Frauenachter gewann überraschend die Silbermedaille. Das Ziel der beiden Achter für die anstehende EM in Varese ist somit klar: Mission Titelverteidigung! Der Ruder-Club Tegel drückt fest die Daumen und wünscht der gesamten deutschen Nationalmannschaft viel Erfolg und Gesundheit.

 

[Hinweis: die Rennen der EM in Varese können wie immer live mit Video/Ton auf worldrowing.com verfolgt werden]

 

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