Landesruderverband Berlin e.V.

Neuer LRV-Beirat Leistungssport will die Vereine und die Ruder-Hauptstadt Berlin stärken

Der Landesruderverband Berlin (LRV) geht im Ehrenamt neue Wege. Die Aufgaben verteilen sich auf immer weniger Vorstandsmitglieder. So ist zum Beispiel der Posten für den Leistungssport-Verantwortlichen ist schon länger unbesetzt. Deshalb hatte Karsten Finger auf der LRV-Jahresversammlung am 7. März 2019 angeregt, einen Beirat Leistungssport mit Vertretern aus den drei Ruderrevieren ins Leben zu rufen. Die Arbeit könne dadurch auf mehrere Schultern verlagert werden, so der LRV-Vorsitzende, der auch Vizepräsident Leistungssport beim Landessportbund Berlin ist.

 

Sechs Vereinsvertreter folgten der LRV-Einladung: Aus dem Wannsee-Revier erklärten sich Heiko Köpke vom Berliner Ruder-Club und Jörg Spiegel vom Ruderklub am Wannsee bereit. Aus Treptow-Köpenick kündigten Jana Haubenreißer vom SC Berlin Köpenick und aus dem Norden Dominik Vent vom RC Tegel ihre Bereitschaft an. Als weitere Mitglieder kamen Jan Bredemeyer von der RG Wiking aus dem Neuköllner Revier und  Dr. Werner Raabe vom Ruderverein Berlin von 1878 aus Spandau hinzu. Der ehrenamtliche Beirat konstituiert sich Ende 2019. Mitglied ist von Beginn an auch Dr. Frank-Roman Lauter, seit September 2019 erster hauptamtlicher Berliner Bundesstützpunktleiter. Er hatte die Geschäftsordnung für den Beirat erarbeitet.

Wie kann der Berliner Rudersport auch in Zukunft erfolgreich sein?

Wie können sich die Vereine optimal und nachhaltig entwickeln? Wie sieht die beste Nachwuchsförderung aus? Wie werden die Trainer eingesetzt? Diese Fragen werden schon länger im Berliner Ruderleistungssport diskutiert: Wer dabei war, erinnert sich an die kontroverse Diskussion bei der LRV-Jahreshauptversammlung am 8. März 2018 im Berliner Ruder-Club. Anlass war ein gemeinsamer Antrag des BRC und des RC Tegel an die Versammlung. Die Antragsteller forderten, dass die Junioren in den Vereinen trainieren. Die Landestrainer sollten dort die Trainingsgruppen unterstützen und weiterentwickeln. Die leistungsstärksten Sportler sollten weiterhin zur Wettkampfvorbereitung und Trainingslagern in vereinsübergreifenden Trainingsgruppen  an den beiden Stützpunkten in Grünau und am Hohenzollernkanal zusammengeführt werden. In der Diskussion ergaben sich Fragen: Führt dieser Weg zum Erfolg? Würden kleinere Vereine ohne hauptamtliche Trainer das Nachsehen haben, wenn sie ihre Talente an größere Vereine abgeben? Wie arbeiten Landes- und Vereinstrainer zusammen? Der Antrag wurde dennoch von den Delegierten mehrheitlich angenommen. Die Diskussion war damit nicht beendet. Sie wird seitdem weiter geführt – auch im neuen LRV-Beirat Leistungssport.

 

Bundesstützpunktleiter und Beiratsmitglied Dr. Frank-Roman Lauter sagt: „Die Voraussetzungen für erfolgreichen Ruderleistungssport in Berlin sind außergewöhnlich gut. Wir haben ein einzigartiges Ruderrevier, sechzig Rudervereine, zwei Stützpunkte und zwei Eliteschulen des Sports.“ Dieses Potential will er gemeinsam mit allen Beteiligten in der Nachwuchsarbeit bestmöglich ausschöpfen. Er hat dafür gleich nach seinem Amtsantritt das „Konzept der Regionalen Partnerschaft“ für die Zusammenarbeit zwischen Landes- und Vereinstrainern erarbeitet und vorgestellt. Der Beirat hat dem Konzept einhellig zugestimmt.

Welche Ziele stellt sich der Beirat Leistungssport?

Heiko Köpke, Sprecher des Beirats: „Wir verstehen uns als vereinsübergreifende Koordinierungsgruppe. Wir wollen den Leistungssportnachwuchs in Berlin im Rahmen der rund 20 Leistungssport treibenden Vereine verbessern, die viel Geld in den Leistungssport investieren. Wir wollen relevante Themen diskutieren und helfen, notwendige Entscheidungen auf LRV-Ebene vorzubereiten – in einem Gremium, das Verantwortungsbewusstsein, Erfahrung und Kompetenz hat.“

 

Dominik Vent, stellvertretender Beiratssprecher: „Wir wollen die Leistungssport treibenden Vereine stärken und Berlin als Ruder-Hauptstadt weiter ausbauen. Es gibt viele starke Vereine. Aber einige brauchen noch Unterstützung. Vereine, Landes- und Vereinstrainer, Landesruderverband, Landessportbund, Olympiastützpunkt und die beiden Stützpunkte am Hohenzollernkanal und in Grünau sollen reibungslos und effizient zusammenwirken. Der Beirat will eine Plattform sein, um die verschiedenen Akteure zusammenzubringen und zu einvernehmlichen Lösungen zu kommen.“

 

Heiko Köpke: „Unsere Sportler sollen optimal mit den in Berlin vorhandenen Trainings- und Betreuungsmöglichkeiten versorgt werden. Nur so können sie sich optimal entwickeln.“

 

Jana Haubenreißer, stellvertretende Beiratssprecherin: „Es gilt, den Leistungssport in unserer Region zum Wohl der Kinder und Jugendlichen und der Vereine zu optimieren.“

 

Wie kann sich der Leistungssport in der Region optimal entwickeln?

 Jana Haubenreißer: „Ich nenne ein Beispiel aus dem Bereich Südost. Dort haben wir mit Hilfe der beiden Beiratsmitglieder aus Treptow-Köpenick und Neukölln ein Umdenken angestoßen - gemeinsam mit den Vereinen. Der Anlass war, dass dort in diesem Jahr sehr viele erfolgreiche Sportler, die am Ruderstützpunkt Grünau trainiert haben, frühzeitig ihre Karriere beendet haben oder aus der Region abgewandert sind – in andere Vereine im Westteil der Stadt. Wir wollen aber, dass der Leistungssport auch im Ostteil der Stadt nachhaltiger wird, das heißt, dass die Sportler ihren Vereinen erhalten bleiben – nicht nur als Leistungssportler, sondern später auch als Trainer, Ehrenamtliche und Mitglieder. Deshalb haben wir viele Gespräche in den Vereinen geführt. Wir wünschen uns, dass der Stützpunkt mit den Trainern und seiner Infrastruktur dazu beiträgt, die Vereine mit Know-how zu versorgen, damit Vereine eine hochwertige Leistungssport-Ausbildung und entsprechendes Training anbieten können. Benachbarte Vereine können dafür gemeinsame Trainingsgruppen organisieren.“

Welche Rolle sollten die Landestrainer haben?

Dominik Vent: „Der Beirat will dazu beitragen, dass sich die Trainer in einem Rahmen bewegen können, in dem sie erfolgreiche Arbeit leisten können. Vereine und Landestrainer sollen noch enger zusammenarbeiten. Der Beirat möchte die Landestrainer gerne stärker in die Vereine bekommen und mit ihrer Hilfe neue Trainer ausbilden, die den Leistungssport in den Vereinen weiter voranbringen.“

Warum ist es für den Beirat wichtig, die Vereine zu stärken?

an Bredemeyer: „Wir sind der einzige Spitzensportverband in Deutschland, in dem die Vereine direkt organisiert sind. Der Deutsche Ruder-Verband ist ein Verband der Vereine. Auch der Landesruderverband ist ein Verband der Vereine. Die Vereine sind die Basis. Dort werden die Sportlerinnen und Sportler ausgebildet und dort werden sie als Vereinsmitglieder in unserem Sport auch in Zukunft gebraucht. Jeden, den wir ausbilden, in den wir investieren, der sollte idealerweise bis ins hohe Alter in unserem Verein bleiben und den Verein unterstützen. Deshalb ist es wichtig, dass wir die Vereine stärken und einen Beirat Leistungssport mit Vereinsvertretern haben. Der Beirat verschafft sich ein Meinungsbild der Vereine und positioniert dieses im Vorstand des Landesruderverbands.“


Wie geht der Beirat an die Lösung von Problemen heran?

Dominik Vent: „Wir haben uns zum Beispiel mit dem Vereinswechsel von talentierten jungen Ruderinnen und Ruderern befasst. Was passiert, wenn Sportler ihren Verein verlassen, der Zeit und Geld in ihre Ausbildung investiert hat? Es gibt viele Beteiligte: Sportler, Eltern, Trainer, Vereine. Wir haben offen darüber diskutiert und nach Lösungen gesucht, die für alle umsetzbar ist. Dabei standen immer die Interessen der Sportler im Vordergrund. Wir haben einen Leitfaden erarbeitet, an dem sich Vereine künftig orientieren können. Wir wollen ihn auf der nächsten LRV-Hauptversammlung vorstellen und damit die Zusammenarbeit der Vereine verbessern.“

Wie oft kommt der Beirat zusammen?

Jana Haubenreißer: „Wir kommen mindestens einmal im Monat zusammen - im Lockdown per Videokonferenzen. Wir sprechen über aktuelle und längerfristige Themen. Dadurch ist jetzt schon ein regelmäßiger Austausch nicht nur zwischen uns, sondern auch zwischen den Vereinen entstanden. Die Leistungssport treibenden Vereine können sich bei Problemen an uns wenden. Wir laden sie auch zu Beiratssitzungen ein, um gemeinsam über ihre Themen zu sprechen.“

Austausch von Best-Practice-Erfahrungen

„Die Zusammenarbeit mit dem Beirat funktioniert sehr gut“, sagt Karsten Finger. „Die Vereine sind die tragende Säule des Leistungssports im Rudern. Vor allem in Berlin. Deshalb ist die Einbeziehung der Vereine sehr sinnvoll. Der Beirat bedeutet für jeden einzelnen Ehrenamtlichen weniger Arbeit. Man erreicht einen viel besseren Austausch von Best-Practice-Erfahrungen und eine Diskussion, die auf die Lösung der Probleme gerichtet ist.“

 

Strategische Arbeit

Frank-Roman Lauter sagt: „Die Landestrainer, die Vereinstrainer und ich als Bundesstützpunktleiter stehen natürlich in regelmäßigem Austausch und wir stimmen uns über die operative Arbeit ab. Der Beirat eröffnet uns darüber hinaus die Möglichkeit, auch auf der strategischen Ebene einen regelmäßigen Austausch mit den Vereinen zu führen.“

 

Neue LRV-Satzung soll den Beirat stärken

Der Beirat Leistungssport ist vom LRV-Vorstand berufen und laut Geschäftsordnung für zwei Jahre bestimmt. Der LRV-Vorstand plant eine Neufassung der LRV-Satzung, mit der der Beirat als beratendes Gremium zukünftig weiter gestärkt werden soll.

 

Angela Baufeld

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