Landesruderverband Berlin e.V.

Deutscher Rudertag in Berlin: Interview mit LRV-Vorsitzendem Karsten Finger

Karsten FingerIn Berlin werden sich  vom 27. bis zum 30. November die Delegierten des 62. Deutschen Rudertages treffen. Der gastgebende Verein RG Wiking lädt zusammen mit dem DRV und dem LRV ins Estrel Convention Center. Die Berliner Ruderfamilie erwartet rund 300 Delegierte und Gäste. Zu den Erwartungen an die Generalversammlung des Dachverbandes sprachen wir mit dem LRV-Vorsitzenden Karsten Finger.

 

Der Deutsche Rudertag trifft sich alle zwei Jahre. In den Debatten wird es naturgemäß darum gehen, die Ergebnisse der bisherigen Arbeit des Verbandes zu bewerten und Folgerungen für die Zukunft zu ziehen. Lass uns einen Moment bei der Vergangenheit bleiben. Wie würdest du die vergangenen zwei im Jahre im DRV beschreiben?

 

Wenn man die Berichte des einzelnen Fachressorts im Rudersport verfolgt, dann kann man durchaus feststellen, dass der DRV sich auf einem guten Weg befindet und sich für die Zukunft gut aufstellt. Viele Sponsoren wurden akquiriert, neue Formate „Tag des Rudersportes“ mit P&G, „Rudersport und Schule“ und Ehrenamtspreis eingeführt und die Kasse konsolidiert, um nur einiges zu nennen. Leider sind in den nur zwei Jahren aber auch drei neu gewählte Vorstands- und Präsidiumsmitglieder wieder ausgeschieden. Insofern müssen die Delegierten des Rudertages Bilanz ziehen und über die weitere Zukunft unseres Verbandes entscheiden.

 

Naturgemäß steht das Thema Leistungssport im Interesse der Öffentlichkeit. Wir Berliner stellen regelmäßig große Kontingente der DRV-Nationalmannschaften. Daher liegt uns das Thema besonders am Herzen, zumal mit Uwe Graf ein Berliner dieses Ressort betreut. Du hast 1992 selber Silber bei den Olympischen Spielen in Barcelona im Vierer mit Steuermann errudert. Wie siehst Du uns Berliner und den DRV mit Hinblick auf Rio 2016 aufgestellt?

 

Bei Betrachtung der letzten beiden Jahre muss ich feststellen, dass unsere Bundes- und Landestrainer einen hervorragenden Job gemacht haben und wir mit unserem Angebot an Trainingsmöglichkeiten und der entsprechenden Betreuung erstklassig sind. Dennoch müssen wir feststellen, dass zwar der Skull-Bundestrainer Sven Ueck am Hohenzollernkanal den deutschen Frauen-Doppelvierer und vielleicht bald noch ein weiteres olympischen Frauenboot betreut, dennoch leider keine Berlinerinnen in diesem sitzen. Mit etwas Glück werden wir aber noch mit einer ausreichenden Zahl an Ruderinnen und Ruderern mit im Team Rio 2016 dabei sein, die für einen Berliner Verein starten. Ziel muss es aber sein, dass diese auch an unserem Bundesstützpunkt trainieren. Hier müssen wir unseren Stützpunkt attraktiv und auch die Athleten aus dem U23-Bereich in Berlin halten. Und alle Berliner Vereine sollten zusammen mit uns dies unterstützen, damit Berlin in Rio und danach mit einer ausreichenden Anzahl in der Nationalmannschaft vertreten ist.

 

Das Thema „Sicherheit auf dem Wasser“ hat seit dem Rudertag 2012 in Ulm eine wichtige Rolle gespielt. Du warst Mitglied in der Kommission, welche hierzu Vorschläge entwickelt. Was dürfen wir erwarten?

 

Die tragischen Unglücke in Leipzig und Hamburg sind ein Beispiel dafür, dass wir das Thema Sicherheit auf dem Wasser noch nicht ernst genug nehmen. Erst seit letztem Winter gehen mehr und mehr Ruderinnen und Ruderer sowie Trainer mit einer angelegten Schwimmhilfe oder Rettungsweste auf das Wasser. Sie kann beim Kentern helfen, länger über der Wasseroberfläche zu bleiben und sollte zumindest in den Kleinbooten bei geringen Wassertemperaturen von jedem getragen werden.

Die Sicherheitsrichtlinie soll dabei helfen, die Ketten der Verantwortung zu verdeutlichen und dem Vorstand helfen, seine Weisungen durchzusetzen. Die FISA-Richtlinie für Rudern bei kaltem und heißem Wetter soll dem Sportler verdeutlichen, was er wann wie zu tun hat, wenn er einmal in diese Situation gekommen ist. Denn letztlich haftet der BGB-Vorstand von Verein oder Verband für die Einhaltung der Sicherheitsregeln. Am Freitagnachmittag wird den Delegierten noch die Chance gegeben, die von dem Arbeitskreis Sicherheit aufgearbeiteten Regeln zu diskutieren und zu verändern.

 

Ein anderes Thema ist die Reform der Wasserstraßenverwaltung. Der Bund plant, sich aus der Bewirtschaftung wenig frequentierter Kanäle und Flüsse zurückzuziehen. Wir befinden uns in Berlin und Brandenburg im größten binnenländischen Wassersportrevier Europas. Daher ist dieses Thema für uns zentral, denn marode Schleusen und bröckelnde Uferböschungen möchte niemand, ebenso Nutzungsentgelte. Wie siehst du den Verband hier aufgestellt?

 

Sowohl die Landesruderverbände wie auch die Spitzensportverbände aus dem Bereich des Wassersportes sind hier schon seit Jahren aktiv und haben das Thema bereits platziert. Alle muskel- und motorbetriebenen Sportboote sind hiervon betroffen. Es gilt, diese Entscheidungen so weit möglich abzuwenden bzw. abzufedern. Aber auch die Sparanstrengungen des Bundes sind hier zu berücksichtigen. Hier gilt es den richtigen Konsens zu finden. Bevor Schleusen komplett geschlossen werden, ist zu prüfen, ob eine Umwandlung hin zu muskel- oder motorbetriebenem sowie ferngesteuertem Betrieb denkbar ist.

 

Im DRV sind Strukturreformen angedacht. Generalsekretär und Service-GmbH sind die Stichworte. Worum geht es genau?

Aus meiner Sicht kann ich diese beiden Neuerungen durchaus unterstützen. Ein Hauptamtlicher unterstützt den ehrenamtlichen Vorstand sehr gut bei vielen Aufgaben, die tagsüber zu erfüllen sind. Sofern die Kontrolle und die Einbindung in die Verbandsarbeit klar und nachvollziehbar geregelt sind, kann dieser Antrag unterstützt werden.

 

Ebenso kann die Akquisition weiterer Sponsoren nicht nur die Gemeinnützigkeit gefährden, sondern auch in der Gesamthöhe in der bisherigen Konstellation an Grenzen stoßen. Auch die Zuschüsse von BMI oder DOSB werden bei weiterem Anstieg des wirtschaftlichen Geschäftsbetriebes gefährdet. Dieser soll mehrheitlich in diese GmbH überführt werden.

 

Letztlich steht über beidem aber der Antrag auf Erhöhung der Verbandsbeiträge. Nur wenn uns der DRV-Vorstand darlegt, dass nicht nur die allgemeine Inflationsrate die Ursache für die ordentlichen Steigerungen im Verbandsbeitrag darstellt, sondern auch die hohen Rückstellungen, der hohe Banksaldo und der Jahresüberschuss nicht ausreichen, um für die Zukunft gerüstet zu sein, nur dann ist auch diese Beitragserhöhung gerechtfertigt.

 

Der Rudertag trifft sich verbandsöffentlich. Mitglieder aus DRV-Vereinen können also teilnehmen. An welchen Punkten erwartest du besonders spannenden Debatten?

 

Alle obigen Themen sind gute Grundlagen für ausgiebige Diskussionen. Leider haben wir den Tagungsort nur am Samstag gebucht, weswegen wir abends auch zum Schluss kommen müssen.Ich wünsche unserer JHV aber schon heute gutes Gelingen.

 

Besten Dank!

 

 

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