Landesruderverband Berlin e.V.

„Ein Teil von etwas Größerem"

100 Jahre Jung-Club beim Berliner Ruder-Club

Ohne Nachwuchs keine Spitze. Nur wer sich um den Nachwuchs kümmert und junge Talente fördert, kann auf lange Sicht Erfolge und Spitzenleistungen erzielen. Das gilt in allen Bereichen. Auch im Sport. Deshalb haben nicht zufällig erfolgreiche Vereine, wie der Berliner Ruder-Club (BRC), schon frühzeitig darauf Wert gelegt und Strukturen für gezielte Nachwuchsarbeit geschaffen. So wurde vor 100 Jahren im BRC der Jung-Club ins Leben gerufen. Den Gründungsvätern um den ersten Leiter, Paul C. Matthies, kam es darauf an, junge Talente professionell zu fördern – von den ersten Ruderschlägen an. Sie sollten regelmäßig trainieren können und möglichst bis zur Weltspitze begleitet werden.

Sportlichen Nachwuchs finden die Verantwortlichen bis heute unter anderem bei den Vereinsmitgliedern. Viele von ihnen übertragen die Begeisterung für den Rudersport auf ihre Söhne und deren Freunde und melden sie im Jung-Club an. Zur aktiven Nachwuchsgewinnung gehören außerdem Tage der offenen Tür oder Schnupperkurse in den Ferien und für Schulklassen, um Kinder ab zehn Jahren auf die traditionsreiche Sportart aufmerksam zu machen.

Das Konzept der systematischen Nachwuchsarbeit trägt Früchte. Auf der Liste der ehemaligen Mitglieder stehen klangvolle Namen in der Ruderwelt, zum Beispiel die Olympiasieger von 1964 im Vierer mit Steuermann. Vier der fünf Ruderer haben im Jung-Club ihre sportliche Karriere begonnen: Egbert Hirschfelder, Bernhard Britting, Peter Neusel und Steuermann Jürgen Oelke.

Bis heute bringt der Jung-Club erfolgreiche Spitzenathleten hervor, zum Beispiel Alexander Finger, U23-Weltmeister im Doppelvierer 2023 und Dritter beim Weltcup in Poznan 2024. Oder Anton Finger und Moritz Wolff – sie ruderten mit dem Doppelvierer bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris auf Platz 5. Insgesamt gehen 29 Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften auf das Konto von Athleten, die im Jung-Club groß geworden sind.

Zurzeit zählt der Jung-Club 100 Mitglieder. Er ist eigenständig und verfügt über einen eigenen Etat. Die Jugendlichen gestalten ihr Clubleben aktiv mit. Sie übernehmen Verantwortung, wählen einmal im Jahr die Clubleitung. Aktuell ist Rouven Czygan der Vorsitzende, Ludwig Schlie sein Stellvertreter und Leonard Schmitz als Jugendleiter Hauptvertreter der Jugendlichen im Vorstand des Berliner Ruder-Clubs. Sie sind bei Fragen oder Problemen Ansprechpartner für die Jugendlichen.

Nachwuchstalente können in die Wohngemeinschaft des Clubhauses – Zentrum des Vereinslebens am Kleinen Wannsee – aufgenommen werden. Durch kurze Wege ist tägliches Training möglich – ohne die berufliche Ausbildung zu vernachlässigen, die für alle Mitglieder Priorität hat. Neben dem Training soll ausreichend Zeit für schulische Verpflichtungen bleiben. Nicht selten unterstützen Trainer ihre Sportler in Trainingslagern bei den Schulaufgaben. Diese Unterstützung neben dem Rudern ist im Verein selbstverständlich. Damit Erfolge im Leistungssport und in der beruflichen Karriere einhergehen – wie bei Alexander und Anton Finger. Sie studieren Architektur bzw. Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Berlin.

Mit dem 18.Lebensjahr endet die Mitgliedschaft im Jung-Club. Wer möchte, wird automatisch in den Stamm-Club aufgenommen. Aber die Erinnerung an den Club bleibt: „Der Jung-Club war für mich immer Freundschaft, Spaß und Rückhalt", so Alexander Finger. „Bei gemeinsamen Ausflügen zum Kartfahren oder ins Kino sind Freundschaften entstanden, die bis heute halten. Man hat sich nicht mehr nur als kleiner Anfänger gefühlt, sondern als Teil von etwas Größerem.“