LRV-Leistungssportchef Dr. Dieter Altenburg: Berlins Ruderer gut aufgestellt für die Zukunft.

 

Die Ruder-WM 2013 auf dem Tangeum-See in Chungju ist Geschichte. Am Sonntag ging das Championat mit den letzten Finals zu Ende, und nach dem Schlussrennen im Achter durften nach mal zwei Berliner auf den Steg zur Siegerehrung. Das DRV-Paradeboot mit den beiden BRCern Steuermann Martin Sauer und Anton Braun musste sich zwar um eine gute halbe Sekunde den Briten geschlagen geben, aber als Niederlage war die starke Vorstellung des gegenüber Olympia in London leicht umformierten Flaggschiffs angesichts der guten Vorstellung keineswegs zu werten.

 

Im zweiten Sonntagsfinale mit Berliner Beteiligung schrammte Eric Knittel (Berliner Ruder-Club) mit Partner Stephan Krüger (Rostock) im Doppelzweier als Vierter um 0,41 Sekunden an Bronze vorbei – ein Ruder-Wimpernschlag. Gold ging an Norwegen vor Litauen und Italien.

 

Insgesamt kam Deutschland mit einer 1-5-2-Medaillenbilanz nach allen 27 WM- Wettbewerben (olympische, nichtolympische und Para-Klassen der Behinderten) auf Rang 8 der Medaillenwertung. Das Resümee danach: die Ruder-Welt ist breit gefächert und bunt, die eine dominierende Nation gibt es nicht. 17 Länder teilten sich die Titel. Am erfolgreichsten war überraschend Italien (3-2-3), gefolgt von Australien (3-2-1) und den Briten (3-0-5). Ein Bild, das sich mit Blick nur auf die 14 olympischen Rennen, auf denen der DRV-Schwerpunkt liegt, wenig verändert. Hier haben 12 Nationen die Titel gewonnen, nur Großbritannien und Norwegen haben zwei auf ihr Konto gebracht. Deutschland ist hinter diesen beiden und Neuseeland (1-4-1) Vierter im Ranking (1-2-1).

 

Der DRV-Titel geht auf das Konto des überragenden Frauen-Doppelvierers mit den beiden Berlinerinnen Britta Oppelt (Rvg. Hellas Titania) auf Schlag und Julia Richter. Silber erruderten der Achter mit Sauer und Braun und der Männer-Doppelvierer, Bronze ging an Einer-Oldie Marcel Hacker und den leichten Frauen-Doppelzweier. Weiteres Edelmetall steuerten der nichtolympische Zweier mit (mit Berlins Nachwuchsakteuren Bastian Bechler/Berliner Ruder-Club und Paul Schröter/RK am Wannsee), der leichte Doppelvierer (mit Jonas Schützeberg/Berliner Ruder-Club) und der Para-Mixed-Doppelzweier bei.

 

Kurz-Interview mit Dr. Dieter Altenburg, stellv. LRV-Vorsitzender für Leistungssport:

 

Neun Berliner waren bei der WM am Start, wie fällt Ihr Fazit aus?

 

Was unsere Aktiven in diesem Zwischenjahr nach Olympia geleistet haben, kann sich sehen lassen. Wir hatten in Chungju einen Hauptstadt-Sportler mehr am Start als bei Olympia in London. Acht der neun standen im A-Finale, sieben gewannen Medaillen. Eric Knittel wurde im Doppelzweier Vierter, die 20-jährige Wiebke Hein bei ihrer WM-Premiere im Leichtgewichts-Einer Zehnte (B-Finale).

 

Da kann eigentlich keiner enttäuscht haben?

 

Nein, davon kann keine Rede sein. Überragend war natürlich der Frauen-Doppelvierer, der nach leichten Irritationen zu Saisonbeginn, wer denn nun auf Schlag sitzt, mit Britta Oppelt als Frontfrau und Julia Richter souverän aufgetreten und in der Saison ungeschlagen geblieben ist. Bastian Bechler und Paul Schröter als Noch-U23-Akteure haben mit Silber im Zweier mit unterstrichen, das der Kurs konsequenter Nachwuchsförderung Früchte trägt. Und Jonas Schützebergs Silber im leichten Doppelvierer lässt medaillenmäßig alle guten Dringe drei sein.

 

Das klassische Defizit seit Jahren sind die Frauen-Riemenruderinnen, nicht nur in Berlin, sondern im gesamten DRV …

 

Das stimmt. Da hat sich auch diesmal nichts Grundlegendes getan. Das ist unsere Schwachstelle, an der wir weiter energisch und mit Ideen arbeiten müssen. Bei den Männern ist das, siehe Bechler und Schröter, ein bisschen anders. Und auch Anton Braun im Achter ist ja einer, der die Zukunft noch vor sich hat.

 

Apropos Zukunft: Sie sind optimistisch, was Berlins Ruderposition angeht?

 

Auf jeden Fall. Zumal wir ja auch auf einige „Rückkehrer“ hoffen dürfen, die nach dem jetzigen Zwischenjahr mit beruflichen und anderen Verpflichtungen wieder voll einsteigen werden. Dabei denke ich an Achter-Recke Andreas Kuffner (Berliner Ruder-Club), an Linus Lichtschlag und Tina Manker (beide RK am Wannsee). Und auch der eigene Nachwuchs meldet Ansprüche an. Wir waren in diesem Jahr wieder gut im DRV-Juniorenauswahl-Team vertreten und an internationalen Medaillen beteiligt. Das ist unsere Philosophie: vom Nachwuchs bis zum Hochleistungssport eine kontinuierliche Entwicklung sichern.

 

K.W.