Bundesverdienstkreuz für Udo Korgitzsch

Udo Korgitzsch | Foto:MH
Es gibt wohl kaum jemanden in der Ruderszene, der ihn nicht kennt. Der Mann hat Spuren hinterlassen - und zwar solche, denen auch die heutigen  Generationen folgen können, statt immer nur nach neuen Wegen zu suchen (was freilich ebenso unerlässlich ist) und Hinterlassenes auszulöschen. Udo Korgitzsch, einstweilen 74, man glaubt es kaum, hat den Berliner und darüber hinaus auch den deutschen Rudersport mitgeprägt und mitgestaltet. Mal geradeaus-, mal quer-, mal hintenrum-denkend.  Aber immer zielorientiert. Mit ihm war es manchmal ein Kreuz, doch nun hat er selbst das seine zu tragen. Und das ist gut so!

Am heutigen Freitag (12 Uhr) hat Udo Korgitzsch von Berlins Sportstaatssekretär Thomas Härtel im Alten Stadthaus das Bundesverdienstkreuz überreicht bekommen. Seit seinem 16. Lebensjahr ist der Mann, der so kräftig aussieht und spricht, wie er in aller Regel handelt, mit dem Rudersport verbunden. Damals wurde er Mitglied im jetzigen Berliner Ruder-Club, dem er bis heute treu geblieben ist. Treu auf eine Weise, die Verlässlichkeit, Vertrauen, Loyalität, Einsatz und Leidenschaft einschließt. Treue der selten gewordenen Art, die in der Kombination dieser Eigenschaften in einem Charakter zum Verdienst werden kann. Udo Korgitzsch hat Verdienste, das Bundesverdienstkreuz macht sie nun sichtbar. Wie sehr es den Richtigen trifft, belegt die Definition des Begriffs Verdienst in der Enzyklopädie. Danach wird einer Person ein Verdienst zugebilligt, „deren Taten oder Wirken über ihre Pflichten hinaus ein besonderer Wert in moralischer Hinsicht zugemessen wird, insbesondere, wenn sie ohne Rücksicht auf die Folgen für das persönliche Schicksal in redlicher Absicht erbracht worden sind". Wer ihn kennt, wird ihn erkennen.

Bauingenieur hat Udo Korgitzsch studiert, dann von 1970 bis 2000 im öffentlichen Dienst Berlins gearbeitet, viele Weichen im Verkehrswesen mitgestellt. Das passte zu ihm: etwas bewegen, Dinge voranbringen und organisieren, beraten, Wissen weitergeben. Seit zehn Jahren ist er pensioniert, Langeweile kommt nicht auf. Das sind der Sport, Reisen, Literaturstudien, gelegentliche Zuarbeiten für Ingenieurbüros des Verkehrswesens. Ohne Sport ist alles nichts - diesem Motto hat sich Udo Korgitzsch seit sechs Jahrzehnten verpflichtet. Er war von 1954 bis 1961 aktiver Leistungsruderer mit nationalen und internationalen Erfolgen, wurde 1960 Deutscher Vizemeister im Achter und nahm an der deutsch-deutschen Olympiaausscheidung für die Spiele in Rom teil. Den Traum jedes Sportlers, dabei zu sein, verpasste er nur knapp. Mit seiner Crew wurde er „nur" Zweiter hinter dem vom legendären Ruder-Professor Karl Adam trainierten späteren Olympiagold-Gewinner aus Kiel/Ratzeburg.

Auch nach dem Ende der aktiven Laufbahn ging er dem Rudern nicht verloren - im Gegenteil. Er war Jugendleiter und -trainer beim BRC, Schiedsrichter mit nationaler und internationaler Lizenz und also solcher bei vielen Regatten und Welttitelkämpfen bis 2001 in Aktion, Vorsitzender des BRC (1974-1981, inkl. 100 Jahre BRC 1980), Vorsitzender der Sportarbeitsgemeinschaft Zehlendorf (1976-1986), ein Jahrzehnt lang von 1983-1993 Vorsitzender des Landesruderverbandes Berlin und damit wichtiger Mitgestalter der sportlichen Wiedervereinigung. In diesem Amt mit sportpolitischer Verantwortung für zunächst ganz Westberlin und dann für die zusammenwachsende  alte, neue deutsche Hauptstadt hatte Korgitzsch auch maßgeblichen Anteil am Ausbau des Landesleistungszentrums am Hohenzollernkanal zum Bundes- und Olympiastützpunkt Berlin/Potsdam. Acht Jahre lang (1985-1993 war er auch Vorsitzender der Wassersportkommission und Mitglied des Landesausschusses Sportstätten im LSB. Die genannten Daten und Fakten sind eine kleine Auswahl, es könnten noch viele weitere Ereignisse, Ehrungen, Positionen, Veranstaltungen genannt werden.

Am Ende seiner Vita, in der das meiste davon aufgelistet ist, steht: „Bis heute  - ständiger Gast bei den Veranstaltungen des LRV Berlin (Regatten, Festveranstaltungen u.ä.), rege Teilnahme an dem Vereinsleben des BRC".

Dass er dort auch in Zukunft nicht nur wohlgelitten, sondern höchst willkommen sein wird, darauf kann Udo Korgitzsch, auch ein wandelndes Lexikon in Sachen Ruder-Geschichte und -Wissen, wetten. Auf Mitleid dafür, dass er jetzt ein Kreuz zu tragen hat, kann er nicht rechnen: Im Gegenteil, die Ruderfamilie sagt:

Herzlichen Glückwunsch, Udo Korgitzsch!