Landesruderverband Berlin e.V.

Eine Gretchenfrage für alle Vereine

Pilotprojekt "Energieeffizienz für Sportvereine": Ruderer mit höchster Schlagzahl

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Auf dem Podium Junior-Weltmeister Hagen Rothe, Sport-Staatssekretär Thomas Härtel, LSB-Präsident Klaus Böger und Vattenfall Berlin -Kommunikationschef Dr.Reinhold Buttgereit

Sonderlich spannend hörte sich der Titel des Projekts für Normalverbraucher nicht an: „Energieeffizienz für Sportvereine" nannte sich das, was der Landessportbund und der Energieversorger Vattenfall am 12. April bei der „Turngemeinde in Berlin 1848 e.V." ins Leben gerufen hatten und was nun am 17. Juni im Landesleistungszentrum des LRV am Jungfernheideweg mit der Abschlussveranstaltung endete. Diese war Resümé, Bilanz und Ausblick zugleich. Und dafür hatte man sich eine passende Stätte ausgesucht.

 

Denn nicht nur LRV-Geschäftsführer Michael Hehlke, gelernter Stadtplaner und mithin Umwelt und Natur besonders verbunden, war einer der Motoren der Initiative. Auch die Ruderklubs insgesamt zeigten sich einer der brennendsten Gegenwartsfragen gewachsen und waren quantitativ unter den 30 am Projekt teilnehmenden Sportstandorten unterschiedlicher Art am zahlreichsten vertreten. Danach folgten auf die Sportarten bezogen Segeln und Tennis.

Was den unspektakulären Namen angeht, gab LSB-Präsident Klaus Böger den Zuhörern bei der Finalveranstaltung im LRV recht:

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 Viel Interesse im Plenum zur Energieeffizienz im Sportverein

 „Man kommt bei diesem Thema nicht automatisch auf die Idee, es mit dem organisierten Sport zu verbinden". Aber wenn man sich mit dem Inhalt im Detail beschäftige, dann wird der nicht nur spannend wie der allerbeste Wettkampf, sondern er sei eben auch in vielerlei Weise mit dem Leben von Vereinen und Einzelpersonen verquickt. Schließlich seien Energieeffizienz, oder einfacher Energiesparen, Klima- und Umweltschutz „eine Gretchenfrage für alle rund zweitausend Vereine des LSB". In der Tat. Denn die „Gretchenfrage" bezeichnet ein direktes, an den Kern des Problems gehendes Ansinnen, das die wahren Absichten des Gefragten enthüllen soll. Die „Gretchenfrage" ist dem Gefragten meist unangenehm, da sie ein Bekenntnis verlangt, um das dieser sich bisher herumgedrückt hat. Passt wunderbar! Gut so, hob Böger hervor, dass es beim LSB mit Uwe Hammer, Peter Hahn, Gabi Wrede Leute gegeben habe, die abseits ausgetretener Pfade verbreiteten Ergebnisdenkens, eben doch die Idee hatten, besagtes Thema mit dem Vereinssport zu verbinden. Und die im Energieunternehmen Vattenfall einen engagierten und kreativen Kooperationspartner fanden.

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Im Aktionszeitraum war der Vattenfall-Energiebus an 30 Sportstandorten unterschiedlicher Art unterwegs - Vereine, Hallen, Plätze, die LSB-Sportschule, das Haus des Sports in der Owens-Allee gehörten dazu. Vor Ort wurden mit Hilfe von Vattenfall-Energieberatern vorhandene Sparpotenziale gesucht und aufgedeckt. Und vor allem Lösungsvorschläge unterbreitet. „Das Ziel, konkrete Sparmöglichkeiten zu benennen, wurde auf jeden Fall erreicht", bilanzierte LSB-Präsidialmitglied Uwe Hammer. Er fand zudem erfreulich, dass sich die Wirkung der Aktion nicht nur bei den Vereinsoffiziellen umsetzte. „Alles in allem haben 1850 Einzelpersonen den Energiebus besucht und sich beraten lassen, wo und wie sie in ihrem ganz normalen Alltag sparen können. Dieses tolle Interesse zeigte, dass das Projekt genau ins Schwarze traf." Hammer ist überzeugt, „dass das Thema in den nächsten Jahren mehr und mehr an Bedeutung gewinnen wird". Und: „Gleichgültigkeit ist beim Thema Klimaschutz und Umweltbewusstsein nicht der richtige Botschafter".

 

Diese Haltung präsentieren im organisierten Sport noch nicht alle, aber die 30 Mitmacher beim Projekt „Energieeffizienz für Sportvereine" taten und tun es dafür umso überzeugter. Von manchen „Sportfreunden" allerdings werden auch ablehnende Reaktionen der Art „Interessiert uns nicht! Wir haben einen Festpreis und der ist günstig! Warum da über Einsparungen nachdenken?" berichtet. Oder: „Das haben wir schon immer so gemacht!" Gottseidank ist soviel Gedankenlosigkeit im organisierten Sport kein Allgemeingut. Mitdenken, Nachdenken, Weiterdenken lohnt sich - das war die einhellige Meinung nach dem Projekt.

Bei der Abschlussveranstaltung wurde allen 30 Mitmachern des Projekt ein Zertifikat des LSB überreicht: „Für außergewöhnliches Engagement zur Verbesserung der Energieeffizienz ihrer Sportstätten bestätigen wir die erfolgreiche Teilnahme am Projekt 'Energieeffizienz für Sportvereine'". Zudem übergaben die Vattenfall-Experten Dokumentationen über die gefundenen Sparpotenziale. Alles in allem, so Vattenfall- Experte Gerhard Bressler, demonstrierten die Sportvereine mit der Initiative vorbildliches Umweltbewusstsein, übernahmen Verantwortung für den Klimaschutz. Mit einigem Stolz verkündete er: „6500 Megawattstunden Einsparpotenzial wurden ermittelt! Dies entspricht einem verminderten CO² Ausstoß von bis zu 2427 Tonnen jährlich!" Leicht zu ermitteln, das sich das zu einem sechsstelligen Betrag hochrechnet.

Wenn das kein Anreiz für andere ist, ebenfalls aktiv zu werden! LSB-Präsident Klaus Böger kündigte übrigens auf besagter Veranstaltung mit der Schaffung eines LSB-Umweltpreises eine weitere Stimulans für entsprechende Initiativen an. Die energetischen Grobanalysen an den 30 Standorten der Tour haben viele kleine Sünden aufgedeckt, die gerne einfach übersehen werden. Das reicht von Fenstern in Dauerkippstellung, über ungedämmte Heizungsrohre, ständig voll geöffnete Thermostate, höchst unökonomisch beheizte Traglufthallen, ineffektive Beleuchtung, nicht optimierte Lüftung bis nicht an die Nutzungszeiten angepasste Raumtemperaturen.

Vattenfall bietet den Vereinen nun die Fortsetzung der Zusammenarbeit in verschiedener Form an. Dazu gehören ein Online-Energiecontrolling, die Umsetzung höherwertiger Energiesparmaßnahmen und auch der Abschluss von Energiepartnerschaften.

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LSB-Präsident Klaus Nöger und Vattenfall Europe Berlin Kommunikationsleiter Dr. Reinhold Buttgereit übergeben die Energieanalyse für das Ruderleistungszentrum an den LRV-Vorsitzenden Werner Stahr (m).

 

„Die Tour sollte ein erstes Versuchsprojekt sein, mit dem wir einen Impuls setzen wollen. Das Thema bleibt so oder so auf der Agenda. Deshalb gibt es da auch kein Schluss und vorbei", sagt LSB-Referent Peter Hahn, so etwas wie der „geistige Vater" des Projekts. „Wir werden bilanzieren, was wir bewegen konnten, unsere Schlüsse ziehen und Empfehlungen geben. In denen wollen wir und unser Kooperationspartner Vattenfall den Vereinen Angebote machen, wie sie mit großen und kleinen Mitteln Energie und damit Kosten sparen können." Generell, so Vattenfalls Experten, sei in nahezu allen Vereinen 5-15 Prozent Potenzial zur Kostenreduzierung vorhanden, das ohne bzw. nur mit geringen Investitionen erschlossen werden könne.

 

KLAUS WEISE Fotos: MH