Landesruderverband Berlin e.V.

Politik vor Ort beim Sport

Sportausschuss-Sitzung des Abgeordnetenhauses im Landesleistungszentrum Rudern und erster Spatenstich für LLZ-Erweiterungsbau am 13. Mai 2016
Es gibt Sitzungen, die haben auch ohne Beschlüsse ein Ergebnis. Das spiegelt sich nicht in Zahlen oder Abstimmungen wider, sondern in einem für alle Beteiligten aufschlussreichen Informations- und Meinungsaustausch und in der Pflege des persönlichen Miteinanders zum gegenseitigen Nutzen. Die Eindrücke und Erinnerungen, die dabei entstehen, sind umso lebender und langlebiger, wenn die Umgebung zum Thema passt: Man sieht, worüber man spricht.
So war es am 13. Mai, als der Sportausschuss des Abgeordnetenhauses von Berlin mit seinen 18 Mitgliedern im Landesleistungszentrum Rudern am Jungfernheideweg tagte. „Rudersport in Berlin“ stand u. a. auf der Tagesordnung.

„Außentermine sind für uns immer besonders lehrreich “, sagte die Ausschussvorsitzende Karin Halsch bei der Begrüßung.
Der LRV-Vorsitzende Karsten Finger lud die Abgeordneten zunächst zu einem Rundgang über das Gelände ein. Am Hohenzollernkanal, wo die Ruderer üblicherweise ihre Boote ins Wasser tragen, im Bootsschuppen und in der Sporthalle holten einige ihre Smartphones für Fotos heraus und twitterten. Die Abgeordneten erlebten live den Alltag im Ruderzentrum und konnten u. a. die frischgebackene EM-Silbermedaillengewinnerin im Leichtgewicht-Doppelzweier, Marie-Louise Dräger, beim schweißtreibenden Einbein-Kniebeugetraining beobachteten.
Viele Teile des Landesruderzentrums sind, wie Karsten Finger berichtete, noch im Originalzustand von Anfang der 1970er Jahre. Deshalb habe der Landesruderverband in jüngster Zeit die Pläne für die Erweiterungsbaumaßnahmen vorangetrieben. Dazu gehörten ein neuer Kraftraum, Trainerbootsgaragen, weitere Sanierungsmaßnahmen und ein umweltfreundliches Blockheizkraftwerk. Die Gesamtkosten, so informierte er die Abgeordneten, betragen rund 1,5 Millionen Euro und werden vom Bundesinnenministerium sowie mit Lotto-Mitteln finanziert. Das Ruderzentrum sei zwar im Laufe der Jahre immer wieder saniert und ausgebaut worden. Dennoch reiche die Kapazität nicht mehr aus, weil der Standort als Leitstützpunkt für den Rudersport in Deutschland weiter an Attraktivität gewinnt. Er erinnerte an die jüngsten EM-Erfolge der Berliner, u. a. an dem Sieg des Deutschland-Achters mit Andreas Kuffner und Martin Sauer, und daran, dass sich auch die Frauen-Skull Nationalmannschaft mit dem Europameister-Doppelvierer hier am Berliner Ruderzentrum auf den vorolympischen Weltcup in Luzern vorbereitet. Dass das nur ein Bruchteil der Erfolge ist, den die Berliner Ruderer vorzuweisen haben, erfuhren die Abgeordneten später in ihrer Sitzung von Bundestrainer Sven Ueck. Sie hörten, dass lange nicht mehr so viele Berliner Ruderer in der Nationalmannschaft waren wie zurzeit und dass auch im Juniorenbereich in den zurückliegenden Jahren wieder mehr und mehr Erfolge zu verbuchen sind. Doch zunächst ließen sie sich nicht zweimal bitten, am ersten Spatenstich für die Erweiterungsbaumaßnahmen mitzuwirken. Mit dabei waren auch der Berliner Sportstaatssekretär Andreas Statzkowski, Harald Bösch-Soleil, Leitender Senatsrat in der Senatsverwaltung Inneres und Sport, Bernd Holm Referent für Sportentwicklungsplanung, der LSB-Direktor Dr. Heiner Brandi, die Architektin Anne Lampen sowie die LRV-Vorstandsmitglieder Dr. Dieter Altenburg, Thomas Haun, Gabriela Brahm, Dr. Lutz Reinhardt und LRV-Geschäftsführer Michael Hehlke.Inwiefern Rudersport in Berlin noch viel mehr ist als Leistungssport und sich Breiten- und Leistungssport gegenseitig beflügeln, erläuterte Karsten Finger in der anschließenden Sportausschuss-Sitzung. Er sprach über die Leistungen der Vereine in den einzelnen Ruderrevieren und ihre zahlreichen nationalen und internationalen Regatten, über den Rudersport als Kinder-, Jugend-, Familien- und Gesundheitssport, der von klein auf bis ins hohe Alter betrieben werde und bezahlbar sei. Natürlich sei Rudern auch ein teurer Sport, die Boote seien nicht billig, aber in den Vereinen gebe es den Generationenausgleich, wonach Erwachsene die Beiträge der Kinder zum Teil mitfinanzieren. Die Vision, die Karsten Finger in diesem Zusammenhang äußerte, bekräftigte Anja Schillhaneck, Sportpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, später auf Twitter mit den Worten: „Interessante Idee: Mittel aus Vereinsinvestitionsprogramm auch für Investitionen in Gerät, z.B. Ruderboote?“
Der LRV-Vorsitzende informierte die Abgeordneten darüber, dass „zwei Drittel unserer rund 9.500 Mitglieder in über 60 Vereinen Wanderruderer sind“. Auch er sei im Wanderruderboot groß geworden - beim Postsportverein, der heute Pro Sport Berlin 24 heißt. „Das prägt und davon kommt man nicht mehr los“, so der Vizeolympiasieger von Barcelona 1992. Die Abgeordneten konnten an diesem Tag seine Original-Silbermedaille in den Händen halten und spüren, wie schwer sie im wahrsten Sinne des Wortes ist, was darauf hindeuten kann, wie schwer es ist, eine solche Medaille zu erkämpfen.
„Wir sind eine Ruderfamilie“, betonte der LRV-Vorsitzende. „Wir wollen den Leistungssport in Berlin entwickeln und zugleich den Breitensport in unseren Vereinen stärken.“ Deshalb sei er allen dankbar, die den Rudersport unterstützen. Stellvertretend nannte er Michael Scholz, den Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Berlin, der an diesem Tag mit im Ruderzentrum war. Michael Scholz hat den LRV unterstützt, als es darum ging, die Rowing Champions League auf der Spree vor der Eastside Gallery auszutragen. Und er hat auch jetzt wieder seine Hilfe zugesagt, damit der Traum der Ruderer, wenigstens einmal im Jahr auf der Innenstadt-Spree zu fahren, Wirklichkeit werden kann. Was für den LRV-Vorstand zum Alltag seiner Arbeit gehört, Kontakte zu pflegen und immer wieder das Gespräch mit Vertretern aus Politik und Verwaltung zu suchen, fasst Anja Schillhaneck, , auf Twitter noch während der Sitzung so zusammen: „Miteinander reden hilft: Lt. Schiffahrtsamt sagt zu, dass mehr Zeitfenster für Rudern auf der Spree in Mitte möglich sind.“
Die zahlreichen Fragen der Sportpolitischen Sprecher der Fraktionen, Dennis Buchner (SPD), Peter Trapp (CDU), Anja Schillhaneck (Bündnis 90/Die Grünen) Dr. Gabriele Hiller (Die Linke), Andreas Baum (Piraten) und der anderen Abgeordneten im Anschluss an den Vortrag von Karsten Finger zeugten von ihrem großen Interesse am Thema. Der LRV-Vorsitzende hätte ohne Schwierigkeiten mit einem mehrstündigen Vortrag antworten können. Aus Zeitgründen musste er sich beschränken und ging u. a. ein auf die Schulkooperationen in Rudervereinen, auf die Anstrengungen noch mehr Mädchen und Frauen für den Rudersport zu begeistern, auf Angebote der Vereine für Flüchtlinge, auf mögliche Kooperationen mit Brandenburg im Leistungssport.
Bevor die Ausschussvorsitzende Karin Halsch, den Termin mit den Ruderern nach fast drei Stunden offiziell beendete, resümierte der Sportpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Peter Trapp, „So gut sind wir noch nie über den Rudersport informiert worden wie hier im Haus.“
Text: AB  Fotos: JE

 

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