Landesruderverband Berlin e.V.

Bootsbau-Tradition in Berlin-Köpenick

Als Geschäftsführerin der BBG Bootsmanufaktur Berlin GmbH kommt Anja Schäfer die Rudersport-Karriere zu Gute

Bei der 87. Internationalen Ruderregatta „Quer durch Berlin” wurden nicht nur Sieger ermittelt und Zeiten notiert. Die teilnehmenden Mannschaften konnten außerdem in diesem Jahr wieder einen nagelneuen Einer gewinnen. Das Losglück fiel auf die RG Wiking, die im Berliner Stadtbezirk Neukölln zu Hause ist und im Breiten-, Freizeit- und Leistungssport einen Namen hat. Auf dem Erinnerungsfoto von der Siegerehrung steht inmitten der jubelnden Mannschaft eine strahlende Frau mit ihrem Hund auf dem Arm. Das ist Anja Schäfer. Die 50-Jährige ist Geschäftsführerin der BBG Bootsmanufaktur Berlin GmbH, die gemeinsam mit der New Wave Sportswear GmbH das Boot gesponsert hat. Der Landesruderverband musste sie nicht lange darum bitten. Sie hat es gern gemacht. Rudersport ist ihr Leben, seit sie als Neunjährige zum Ruderverein Rauxel ging und später mehrere Meistertitel, Jugend-WM-Medaillen und Platz 7 bei Olympia 1988 erkämpfte.

Andererseits wird sie dennoch einen Augenblick gezögert haben, denn sie hat ihren Job erst im März dieses Jahres angetreten. Die neugegründete GmbH mit der Schweizer 4row.com, dem Meistertrainer Martin „Stromi“ Stromenger und der Marketingagentur twins hatte den Betrieb der insolventen BBG Bootsbau Berlin GmbH übernommen.

 „Wir haben seit März über 70 Boote ausgeliefert. Uns geht es gut. Aber ob wir wirklich in die schwarzen Zahlen gehen, wissen wir wahrscheinlich erst in einem Jahr.”  

Sie zweifelt nicht daran, dass sie die schwarzen Zahlen schreiben wird. Sie behauptet aber auch nicht, dass das auf jeden Fall gelingt. Profitieren wird sie von ihrer Ausbildung zur Tischlerin und den Meisterprüfungen im Bootsbau, von ihren langjährigen Erfahrungen als Bootsbaumeisterin im Ruhrpott und im Bootsgeschäft in der österreichischen Hauptstadt Wien und natürlich von ihrem großen Netzwerk und ihren guten Kontakten in die Ruderwelt.

Jetzt wohnt sie nur 20 Minuten mit dem Fahrrad von ihrem Arbeitsplatz entfernt, der idyllisch an der Müggelspree liegt und auch ein gutes Auslaufgebiet für die Hündin Luna ist. Es kommt ihr vor, als sei sie schon lange in Berlin. Die Mutter von zwei erwachsenen Kindern ist schnell heimisch geworden. „Der Wohlfühlfaktor ist wichtig“, sagt sie, um die Herkulesaufgabe zu stemmen und die rund 125-jährige Bootsbautradition in Berlin-Köpenick fortzuschreiben. „Das ist spannend. Der Druck ist groß. Aber dennoch schlafe ich gut.” Bei der in Insolvenz gegangenen Vorgänger-Firma wurden vor allem Sportruderboote hergestellt. Deshalb ist Anja Schäfer dankbar, dass einige Mitarbeiter der früheren Firma geblieben sind und ihre Berufserfahrung einbringen: „Der Meister arbeitet hier seit 20 Jahren und ist eine wichtige Kraft.” Anja Schäfer spürt die Verantwortung für den Betrieb, für die Mitarbeiter, aber sie vermeidet, ständig darüber nachzudenken. Sie will den Betrieb „in ein sicheres Fahrwasser bringen”. Sie weiß, dass es in Deutschland nur zwei Werften gibt, die Rennboote bauen: ihre BBG Bootsmanufaktur Berlin GmbH und eine in Süddeutschland. „Die ist viel größer als unsere”, sagt sie. „Aber wir sind kein Serienhersteller. Wir sind eine Manufaktur.” Ihre Firma hat zurzeit elf Mitarbeiter. Mehr als 15 sollen es auch nicht werden.

Anja Schäfer will auf ihrem Gebiet den Standort Deutschland stärken. Dass sie daran auch Spaß hat, sieht man ihr nicht nur auf dem Foto von der Siegerehrung bei „Quer durch Berlin” an.

 

Weitere Informationen: www.bootsmanufaktur-berlin.com

 

Bericht:AB, Foto: J. Engler

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